Volltext: Alpenkrieg

Tälern und auf den latschenbewachsenen Hängen, die 
ihr Blut tranken . . . 
Drei Tage Rast sind um. Keiner von denen, die 
da zum erstenmal nach fünf Wochen schlafen dürfen 
so lange sie wollen, denkt daran, daß dieser 27. Juni 
der letzte Rasttag sein wird; daß nun Geschehnisse 
kommen werden, gegen die gehalten selbst die düsterste 
Erinnerung lichtvoll zu nennen ist. Alarm. Sie mar¬ 
schieren wieder, zunächst das 1. Regiment, das in Ser- 
rada lag. Der erste Kommandoruf schon bringt Ent¬ 
scheidung, denn es gibt nur zwei Wege von Serrada 
aus: Die Straße gegen Folgaria — das bedeutet Ru߬ 
land — wieder fort aus der Heimat, wieder Sand, 
Sumpf, Dreck, endlose Märsche . . . Aber sie gehen die 
andere Straße, hinunter ins tief eingeschnittene Terra- 
gnolotal. Wohin? Genau wissen es nur die Offiziere, 
doch alle ahnen es: Dieser Marsch führt nicht weit; 
er wird auf einem der Gipfel da vorne enden. 
Aufstieg — dem Berggewohnten kein Greuel, ob 
es auch gleich manche Stunde dauert. Immer höher, 
immer wilder die Umwelt. Die Marschkolonne ist längst 
zu einer dünnen Kette geworden, die sich über steinige 
Wege und durch Latschengestrüpp als ein endloser Heer¬ 
wurm zieht. Näher und drohender rückt das Rollen des 
Artilleriefeuers. Einschläge qualmen auf einem Fels- 
kops, der wie durch einen riesenhaften Keulenhieb in 
zwei Teile geteilt erscheint. Jetzt ist ringsum alles Stein, 
Geröll, Oede. Magere Latschen kleben an den steilen 
Halden, da und dort leuchten Schneeflecke in der schei¬ 
denden Sonne. . . 
Dieser mächtige Felskopf heißt Monte Pasubio. Er 
krönt mit seinem Doppelgipfel das ausgedehnte Col- 
Santo-Massiv, das während der Offensive von den Trup¬ 
pen der 57. Division erstürmt worden ist. Auch hier ist 
schließlich die Tapferkeit des Angreifers an dem wach¬ 
senden Widerstand der Italiener und der Unmöglich¬ 
keit, die eigene Artillerie vorwärtszubringen, gescheitert. 
Die Südplatte, 2236 Meter hoch, blieb den Alpini, die 
um 12 Meter niedrigere Nordplatte den Oesterreichern. 
Dazwischen liegt ein breiter Graben, dessen Aeste nach 
Ost und West abfallen: der sogenannte Eselsrücken. 
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