legen oder sie timhängen, Meldungen austauschen, den
Dienst übergeben, übernehmen . . .
Plötzlich zischt etwas in den Himmel, eine Rakete,
deren grünes Licht gespenstisch niederflattert Das Sig¬
nal 1 Die Posten reißen ihre Gewehre von der Deckung,
laufen; erreichen die Unterstände. Keine Frage schallt
ihnen entgegen. Jeder weiß: das Signal . . .
Minuten dehnen sich zur Ewigkeit. Nichts . . . .
nichts . . . nichts . . .
Da scheint plötzlich der feste Fels, auf dem sie
kauern, einen Luftsprung zu machen, Zweimal kurz
nacheinander. Von der Decke rieselt es, ein frauen¬
hafter Doppelschlag trifft das Ohr. Trümmer poltern,
krachen in der Nähe nieder. Es ist so unheimlich, daß
man das eigene Blut rauschen hört vor den krallenden
Fingern des Todes.
Tiefe Stille.
Aber da Rufe: „Aust Heraus! Auf!“
Klirrend drängen die Männer sich ins Freie, ihre
Blicke hängen wie festgebannt an der ungeheuren Rauch¬
säule, die sich langsam vom Gipfel des Monte Cimone
loslöst. Gipfel? Nein, zwei Gipfel scheinen dort aufzu¬
ragen! Und der Hang, wie furchtbar verändert! Ueberall
Steinblöcke, nackter, zerrissener Fels, Trümmer, Geröll.
„Vorwärts!“
Füße hasten über den Boden. In kleinen Gruppen,
in schütteren Schwarmlinien stürmen die Rainer den
zertrümmerten Berg. Lautes Jammern schlägt ihnen ent¬
gegen. Es kommt von den Flanken des Gipfels her.
Dort müssen Dutzende Verstümmelte liegen, Unglückliche*
die am Rand des Verderbens hängengeblieben sind und
denen das Entsetzliche jetzt erst zu Bewußtsein kommt.
Die Rainer erreichen ihre Feldwachenstellung — sie
ist weg; erreichen den gewaltigen Trichter, der in fünf¬
zig Meter Durchmesser dort gähnt, wo ehemals die
Felskrone aufragte. Schon knattert vom Caviojo herüber
ein Maschinengewehr; aber auch dieses Zeichen reger
Kampfesfreude kann den Eindruck nicht verwischen, daß
die Sprengung des Monte Cimone den Feind furchtbar
getroffen und seine Entschlußkraft, wenigstens für die
nächsten Stunden, völlig lahmgelegt hat.
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