und fanden samt und sonder» ein grauenvolles Ende.
Nur ein Einziger entging diesem Schicksal durch eine
verzweifelte Tat: Er erreichte die Drahtseilbahnstation,
umschlang das Seil mit Armen und Beinen und ließ sich
daran, sechshundert Meter tief, in sausender Fahrt hin¬
untergleiten. Das Seil zerschnitt ihm Mantel und Bluse,
Hemd und Muskeln bis auf die Knochen. Aber der Mann
ließ nicht los. Schwer verstümmelt kam er unten an
und blieb ohnmächtig liegen. Als er das Bewußtsein wie¬
der erlangte, konnte er nur berichten, welch einer er¬
bärmlichen Niedertracht seine deutschen Kameraden und
damit der so schwer erkämpfte Cellonkofel zum Opfer
gefallen waren.
Dieser Verrat steht in der Geschichte des Kampfes
um den Kamischen Kamm ohne Beispiel da. Und er
muß denen, die ihn begingen, ewig auf der Seele bren¬
nen, weil er nicht nur unsoldatisch, sondern auch Män¬
nern, gleich welcher Ueberzeugung sie sein mögen, un¬
würdig war ...
7.
Aus den sorgenvollen ersten Wochen der Verteidi¬
gung Kärntens ragen so viele Heldentaten als Licht¬
strahlen auf, daß sie im einzelnen kaum zu schildern
sind. Schwerste Granaten zertrümmern die Eindeckun¬
gen der Forts, die die Namen Unsterblicher tragen:
Hensel und Hermann, der Sperrwerke von Malborghet
und auf dem Predil; zertrümmern das veraltete Raibler
Seewerk, die „Straßensperre“ hoch droben jenseits des
kleinen Sees, um den ziffernmäßig so weit überlegenen
Truppen des Generals Giardina den Weg nach Tarvis
und weiter ins Becken von Villach zu bahnen. Umsonst.
Wie überall an der langgestreckten Alpenfront kämpft
auch hier die k. u. k. Festungsartillerie mit jener Bra¬
vour, die sie, in der Nachfolgeschaft der alten „Bom¬
bardiere“, aus fernen Tagen und Kämpfen herüberträgt
in die entscheidenden Schicksalsjahre der Doppelmon¬
archie. Kasematten stürzen ein, Batterien werden in
Schutthaufen verwandelt. Der Großteil der Geschütze
muß in der Nachbarschaft der Werke aufgestellt wer¬
den, weil sich diese als zu schwach erweisen. Aber aus
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