in diesen 24 Stunden wird die Felskuppe zu einer klei¬
nen Festung ausgebaut Die Furcht, hier noch einmal
geworfen zu werden und dann ein drittes Mal stürmen
zu müssen, veranlaßt die Eroberer des Freikofel, eine
phantastische Behendigkeit zu entwickeln. Unbegrenzt viel
Material steht ihnen zur Verfügung, es kommt nur auf
Fleiß und Geschick an. Und so entsteht hier in kürze¬
ster Frist eines jener Meisterstücke der Feldbefestigung,
die den österreichisch-ungarischen Soldaten so oft mit
Neid und Verwunderung erfüllt haben, die ihn seine
Unterlegenheit in materieller Hinsicht durch dreieinhalb
Jahre so schmerzlich fühlen ließen.
Auch hier ringt also Blut gegen Eisen, oder besser
gesagt: gegen Sandkorb, Drahtverhau und Maschinen¬
gewehr. Als die 46er in heldenmütigen Anlauf den Frei¬
kofel zu erstürmen suchen, treffen sie auf eine Wider¬
standslinie, die ohne überwältigende Artillerie überhaupt
nicht mehr zu nehmen ist Nach schweren Blutopfern
müssen sie zurück und bleiben schließlich knapp nörd¬
lich der Kammlinie liegen.
Damit ist der Gipfel des Freikofel endgültig in
der Hand der Italiener. Aber wenige Meter von diesem
Gipfel entfernt klammert sich der Verteidiger an den
Felsen fest, und das Ringen erstarrt hier zu einem fürch¬
terlichen Kleinkrieg, den alpenländische Truppen dann
durch zweieinhalb Jahre zu führen hatten.
5.
Nach diesem Mißerfolg, der doch immerhin in dem
Sinn glimpflich verlief- daß die Italiener auf den Ver¬
such, ins Angerbachtal abzusteigen, vorläufig verzichten
müssen, konzentriert sich alle Sorge auf den einzigen
Punkt östlich des Plöckenpasses, den der Verteidiger zu
erreichen hoffen kann: auf den Kleinen Pal.
Dieser mächtige Felskopf bildet den Ostpfeiler der
Paßenge. Eine steil abfallende Vorkuppe streicht von ihm
gegen Nordwest: die sogenannte Maschinengewehmase.
Sein Nordhang fällt schroff zu den Almen am Anger-
bach nieder und ist im untersten Teil bewaldet, höher
hinauf mit Buschwerk bedeckt. Der Kopf selbst zeigt
Rasen auf einer schwachen Humusschichte und ist stark
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