bis an den südlichen Steilhang zurückzugehen* Aber
auch die Italiener haben neue Kräfte herangeführt. Ihre
Artillerie setzt mit neuem Feuer ein, ein Vorstoß folgt
dem andern, den ganzen Tag über wird um die Fels¬
kuppe mit größter Erbitterung gefochten. Als der Abend
kommt, ist der westliche Gipfel in der Hand der Oester-
reidier, während die Italiener den östlichen behaupten.
Eine endgültige Lösung bedeutet diese Lage nicht.
Am nächsten Tag, dem 30. Mai, kommt es auf dem
Freikofel nur zu andauerndem Feuerwechsel, dagegen
versuchen die Italiener diesmal, sich in den vollständi¬
gen Besitz des Großen Pal zu setzen und dann ins
Angerbachtal vorzudringen. Auch dieser Kampf endet
mit einer halben Lösung: Dem Angreifer gelingt es
nicht, sich des Westgipfels und der Hangstellung des
Verteidigers zu bemächtigen. Seine Verluste zwingen ihn,
weitere Verstärkungen abzuwarten.
Darüber verlieren die Italiener immer mehr Aus¬
sichten für einen erfolgreichen Einbruch über den Plöcken
ins Gailtal. Schon sind Batterien des k. u. k. VII. Korps
daran, in mühevollem Aufstieg die Mauthner Alpe zu
erreidien, diese ideale Artilleriebasis des Plöckengebie-
tes; schon werden Fernsprechleitungen auf den Polinik
gebaut, der, 2331 m hoch, den Pal-Rücken als eine na¬
türliche Warte überragt.
Langsam, aber stetig wird die Widerstandslinie auf
dem Kamischen Kamm stärker. Und wenn auch die
Gefahr noch immer drückend ist, so besteht doch für
die Italiener keine Hoffnung mehr, ohne Kampf und
Opfer in Kärnten einbrechen zu können. Wie überall
an der Front zwischen Ortler und Adria haben sie auch
hier die Schicksalsstunde ihres so heiß ersehnten Feld¬
zuges versäumt, in unbegründeter Zurückhaltung und
übertriebener Vorsicht verloren.
4.
Während der Verteidiger hofft, mit Hilfe der nach
und nach eintreffenden Truppen der 17. Infanteriedivi¬
sion den Grenzkamm östlich des Plöckenpasses zur Gänze
in seinen Besitz zu bringen, bereiten die Italiener einen
Hauptschlag gegen den Freikofel vor.
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