Volltext: Alpenkrieg

Landesschützen sind es, die diesen aussichtslosen Kampf 
bis zum bitteren Ende durchfechten. Es dauert aber 
noch ein volles Jahr, eh' Scharte und Kar den Ita¬ 
lienern in die Hände fallen und einer der schrecklich¬ 
sten Abschnitte der Alpenfront zerbrochen ist; freilich 
nur, um knapp dahinter in neuer, grimmiger Form 
wieder aufzuerstehen. Denn als es den Angreifern ge¬ 
lingt, in der Nacht vom 8. auf den 9. Juli 1916 sich 
der Fontana negra entgültig zu bemächtigen, war an 
einen strategischen Erfolg in der Richtung Pustertal 
nicht mehr zu denken. 
8. 
Dieser Krieg zwischen Himmel und Erde, der Kampf 
in den Dolomiten, steht in der Geschichte einzig da. 
Wenn auch hier alle Mittel moderner Technik einge¬ 
setzt wurden, so war es doch immer ein urzeitliches 
Ringen Mann gegen Mann, ein Ringen, in das die Natur 
sich mit übermächtigen Gewalten mischte und das Wüten 
der Menschen untereinander zu einem großartigen Hel¬ 
denlied steigerte. 
Als der Winter, dieser erste Winter an der Alpen¬ 
front, einbricht, hält man es kaum für möglich, hun¬ 
derte und tausende von Kämpfern in diesen horstähn¬ 
lichen Stellungen zu belassen. Es gab vor dem Weltkrieg 
in den Dolomiten keine Winter-Alpinistik. Auch den 
kühnsten Söhnen der Berge schien es unvorstellbar, wie 
man auf diesen Nadeln und Zinken, Mauern und Tür¬ 
men die endlosen, von Schneefall, Kälte und Sturm 
beherrschten Monate überdauern sollte. Die einzige 
Lösung schien dahin zu gehen, die schwierigsten Ab¬ 
schnitte einfach zu räumen und sie im Frühjahr aufs 
neue zu besetzen. 
Dem aber trat ein Hindernis entgegen, das kein 
Mut, keine Aufopferung beseitigen konnte: Die Italiener 
waren fast überall im Besitz der Südhänge, während 
der Verteidiger im Norden stand. Der zeitliche Unter¬ 
schied der Schneeschmelze mußte es mit sich bringen, 
daß der Angreifer überall früher dran war und kampf¬ 
los besetzen konnte, was ihm beliebte. So hätte die 
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