Willküi des Wassers das Naarn-Becken oder das Machland, das aber seinen größeren oberöster¬
reichischen Teil links von der Donau liegen hat, das rechte Donauufer ist von der Mündung der
Enns ab niederösterreichisch.
Obwohl die Stadt Enns eine Stunde oberhalb der Mündung des gleichnamigen Flusses liegt,
wird sie doch von der Donau aus als Krönung zweier Hügel vorzüglich überblickt; in der Mitte
des Stadtbildes das hochragende Wahrzeichen, der freistehende Turm, den Kaiser Maximilian I.
erbauen ließ. Die Stadt Enns ist der Brennpunkt in unserer ältesten Heimatgeschichte, nur durch
die Veränderung der Verkehrsverhältnisse ist sie in ihrer Entwicklung zurückgeblieben.
Auch Mauthausen, gegenüber der Ennsmündung, hat seine mittelalterliche Bedeutung verloren.
Das alte Mauthaus Pragstein erinnert noch an das Vorrecht, nach welchem die Bürger von Maut¬
hausen von den vorbeifahrenden Schiffen die Maut abfordern durften. Übel erging es aber den
Habgierigen, als sie diese Forderung auch an Kaiser Barbarossa stellten, der mit seinem Kreuzheer
(1189) donauabwärts fuhr; der über das Ansinnen so ergrimmt war, daß er den Ort in Brand
stecken ließ. Heute ist Mauthausen bekannt durch seine Steinbrüche, die feinkörnigen Granit liefern.
Hunderte von Schiffsladungen werden alljährlich auf der Donau verfrachtet; die meisten Gassen
Wiens sind mit Mauthausener Granitwürfeln gepflastert.
Ein Granitriegel bildet den Nordsaum des Naarnbeckens. In die Granitmassen ist auch
lockerer und kristallinischer Sandstein eingekeilt, bei Perg liegen die großen Sandsteinbrüche, wo
schon seit dem sechzehnten Jahrhundert Mühl- und Schleifsteine herausgemeißelt werden, deren
Versand größtenteils nach Ungarn, dem Balkan und Rußland geht. Eine bedeutende Erleichterung
erfuhr der Frachtenverkehr für die am Bergrand liegenden Orte Schwertberg, Perg, Pergkirchen,
Arbing, Baumgartenberg, Saxen, Grein durch die Schaffung der Zweigbahn Mauthausen—Grein
und den Anschluß der Donauuferbahn Grein—Krems.
Im Machland sind augenfällige geologische Beweisstoffe für die vorgeschichtlichen Erd¬
umgestaltungen abgelagert. Nur oberflächlich betrachtet gewinnt man in der weiten, tiefliegenden Au¬
landschaft ganz deutlich den Eindruck eines Seebeckens, das ehemals bis zu den Bergen nördlich
und südlich von der Donau mit Meerwasser ausgefüllt war. Die Wissenschaft hat hier ein ernstes
Forschungsgebiet, die Bodenkultur ein Stück Land für harte Arbeit.
Das Machland ist wenig besiedelt, von Mauthausen abwärts liegt kein Ort an den Strom¬
armen, im ganzen Becken sind nur zwei bedeutendere Orte: Naarn und Mitterkirchen.
Um so fesselnder wirkt daher die Erscheinung des auf einem Felskogel thronenden Schlosses
Wallsee am rechten Donauufer. Man glaubt, so schön wie Wallsee war noch keine der Donau¬
burgen. Die Ringmauern und Vorwerke sind mittelalterlich stark, grob und trutzig, der fein¬
künstlerische neue Aufbau darüber frei, licht und prächtig, ein formenreiches Bauwerk voll organi¬
scher Kraft. Der hohe Wartturm mit seinen Aussichtsgalerien gewährt den Blick fast über das
ganze umliegende Land und auf die Alpenkette vom Ötscher bis zum Traunstein. In die Felsblöcke,
die mit dem Mauerwerk des Schlosses förmlich verwachsen sind, ist auch der Wallgraben tief ein¬
gehauen und unten brechen sich die Wogen an felsigen Riegeln und erzeugen den Wallseer Schwall.
Bei Ardagger schließt sich das Naarnbecken; der Katzenstein stellt dem Strom am linken
Ufer seine Schneide entgegen, aus seinem östlichen Abhang springt ein Felsstock, der Saurüssel,
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