Volltext: Ober-Oesterreich

Zollamt aus über die Brücke. Heute ist Linz nicht nur zu Wasser, sondern auch zu Land als Knoten¬ 
punkt von sieben Schienensträngen dem Weltverkehr angeschlossen. 
Unterhalb Linz macht die Donau, vom Pfenningberg nach Südosten gedrängt, eine scharfe 
Biegung. Das rechte Ufer ist flach und es wiederholt sich im Linzer-Becken dieselbe Stromteilung 
und Inselbildung wie im Aschacher-Becken, nur ist das Linzer-Becken weiter, da es in die Traun- 
ebene hinausläuft. Die Traun mündet rechts gegenüber vom Städtchen Steyregg in die Donau. 
Steyregg bleibt den Donaufahrern hinter Pappeln und Weiden verborgen, noch vor kaum zwei¬ 
hundert Jahren floß ein schiffbarer Donauarm an seinen Mauern vorüber, dessen Bett nicht mehr zu 
erkennen ist am breiten grünen Uferstreifen. 
Die Ruine der alten Burg Steyregg, am Abhang des nächsten Hügels liegend, überragt das 
Städtchen und ist weithin sichtbar, zur Zeit der Babenberger war sie ein ansehnlicher Herrensitz 
und die Herzoge von Österreich kehrten dort oft ein und nahmen Teil an den großen Jagden im 
wildreichen Augebiet. 
In diesem liegen die Häuschen weit zerstreut; ihre Besitzer sind meist Fischer und Korbflechter 
zugleich. Auf dem Höhenrücken, der das Linzer-Becken in Südosten säumt, leuchten aus dem Grün 
des gutbebauten Landes die große Tillysburg, die so viele Fenster haben soll wie das Jahr Tage hat, 
und die zwei Türme des Chorherrnstiftes St. Florian hervor. In der Ebene verteilt sich das Strom¬ 
wasser in unzähligen Armen stundenbreit, die Wogen betreiben hier ungehindert ihre Wühlarbeit, 
zerstörend und neugestaltend, die kleinen Wasseradern scheinen sich zwischen den üppigen Baum¬ 
gruppen ganz zu verlieren, kehren aber doch vor einer Standbank wieder um und schleichen in 
wunderlichen Krümmungen zum Strom zurück. 
Das Auland ist Urland, die landwirtschaftliche Kultur mußte bis jetzt vor dem Eigenbau 
der Natur zurückweichen, doch die Eindrücke hier sind tausendfältig, wie sie nur eine so lebensfrohe 
Naturerscheinung zu spenden vermag. Das berückende Rauschen, das durch die Pappeln geht, das 
Säuseln und Weben in Sträuchern und Schilf, das Singen der Vögel und das Surren der Käfer, die 
hier ihre eigene, unbestrittene, herrliche freie Welt haben und das Plätschern im Tümpel, wo sich die 
Enten tummeln, das alles zeigt die Unerschöpflichkeit der Lust im unberührten Bereiche. Die schönste 
Stunde aber feiert die Au, wenn sie am Morgen die Sonne empfängt, die feinen, silbergrauen, durch¬ 
sichtigen Nebel sich lösen und das Licht einfällt in die Milliarden Tautropfen an ihren Bäumen, 
Sträuchern und Gräsern und die Sonnenstrahlen sich heranschmeichelnd mit dem Silberglanz des 
Wassers verweben. 
Einen Blick über die Auen und über das Hügelland bis zu den südlichen Alpen gewinnt 
man von den Waldblößen der Berge am linken Ufer. Der kuppenförmige Luftenberg (390 m) 
fällt steil zur Donau ab, auf seinem breiten Rücken hat die Forschung einen vorgeschichtlichen 
Ringwall entdeckt, der nach seiner Anlage mit Gewißheit ein reiner heidnischer Kulturplatz war 
und vielleicht später erst als Zufluchtsstätte gedient hat. Gegenüber auf einer Felseninsel liegt die 
Ruine Spielberg, deren hoher viereckiger Turm von Linz aus zu erkennen ist. Den Abschluß des 
Linzer-Beckens bildet am rechten Ufer die Enns, am linken Ufer rücken die Mauthausener Berge 
hart an den Strom heran und die durch die mündende Enns vermehrte Wassermasse der Donau wallt 
wieder, allerdings nur eine kurze Strecke, im geschlossenen Bett. Ostwärts öffnet sich neuerdings der 
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