Volltext: Ober-Oesterreich

Der Abersee 
Von M i eh a e 1 
(Wolfgangsee) 
Linden thaler 
„Auf und hinaus im sonnigen Licht, 
Über moosumsponnenes Trümmergefels, 
Wo jenseit zahllos erdunkelnder Stämme 
Fern wogend durchschimmert der Fluten Grün. 
Zum See laßt uns ziehn!" 
So bejubelt der Dichter der Bergpsalmen den Abersee. Und mit Recht. 
Die zahllosen Fremden, die von der schönen Salzachstadt aus das Salzkammergut besuchen, 
sind in gehobenster Stimmung, sobald sie von Plomberg am Mondsee nach einer genußreichen Fahrt 
mit wundervollen Fernsichten, namentlich bei Scharfling und beim romantisch gelegenen, still ver¬ 
träumten Krotensee, zum Abersee gelangen. Wenn man die interessanten Bilder an der Kurve um 
Brunnwinkel und das liebliche St. Gilgen genossen, sieht man, wie sich der spiegelklare See mit einem 
Male in seiner ganzen Ausdehnung vor den Augen des Beschauers ausbreitet. Entzückt ruft man mit 
dem Dichter aus: „Sei mir gegrüßt, einsamer Abersee! Spärlich umwohnter, spärlich befahrener, hoch- 
waldumkrönter, in düsterm Schein der Tannen düster Gewipfel erspiegelnd, sei mir gegrüßt, See!" 
Ja, er übt einen eigenen Zauber auf die Gemüter der Menschen aus, wie kaum ein anderer 
im Bereiche des Salzkammergutes. Er ist schön und erhaben zugleich, namentlich im prachtvollen 
Aufbau der Berge und Gebirge, die ihn umrahmen. Die Wucht des Hochgebirges mit den gezackten 
Graten, die sanften Formen der grünen Vorberge, die wundervollen Buchten und die lachenden 
Ufer mit freundlichen Ortschaften und stattlichen Gehöften machen ihn zum Zaubersee für seine vielen 
begeisterten Verehrer. Und wer ihn einmal gesehen, der möchte ihn wieder sehen, so unwiderstehliche 
Anziehungskraft ist in ihm. Das sanfte Blau seiner Wogen, die plätschernd an die Felswand des 
Falkensteins schlagen oder zum kühlenden Bade einladen, der schäumende Gischt, der bei leisem 
Winde sich an den Ufern bricht, die heilige Ruhe, die bei klarem Himmel über dem ruhigen Wasser 
liegt, machen ihn zu einem Paradiese, zu einem Tuskulum, wo man träumen und sich erholen kann, 
wo man gesundet an Seele und Körper. ,,Du hast eine Ruhe, ein Obdach gefunden, hier magst du 
gesunden, hier magst du die ehrlich empfangenen Wunden ausheilen in friedsamer Stille!" 
Und wenn Wellenkämme und Schaumkronen bei einbrechendem Sturm gegen Osten fliegen, 
so ist er in seiner Wildheit abermals schön, schön ebenso in seiner Erregung, wie in seiner sanften 
Glätte. Wild sind auch die Bergbäche, die ihm zueilen, vor allen der Zinkenbach, der ihn mit seinem 
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