Volltext: Ober-Oesterreich

Der 
Attersee 
Von Emeri ch Schaffran 
Ein großer, allgemein gültiger Rahmen und darin ein buntes Gemälde: das ist der Attersee. 
Ebene und Hochgebirge, die gewaltige Vertikalität des schroffen Kalkberges und die geruh¬ 
same, still besänftigende Weite eines meilenlangen Seespiegels, die Düsterkeit eines ummauerten Berg¬ 
sees und die Sonnenseligkeit des Vorlandes, sie stoßen hier mit derart monumentaler Wucht zusammen, 
daß die Sinnfälligkeit dieser Landschaft wohl für jeden Empfindenden klar wird. Aber beim Blick 
vom Vorland in die Geheimnisse des Hochgebirges, wieder vom Berggestade in die sich im Raum 
verlierende Ebene, wem sollte da nicht die Sehnsucht wachgerufen werden und die Unrast, die Sehn¬ 
sucht, sich aufzuraffen aus der stillen Beschaulichkeit der Stunde und in der Ferne das Verborgene 
zu suchen, das Verborgene in den blauen Klüften des Hochgebirges, das weitentfernte, im Sonnenglast 
verdämmernde Geheimnis der Ferne, der Ebene? 
Daher führt eine Wanderung längs den Gestaden des Attersees in eine Welt der größten 
Gegensätze und bereichert in ungeahnter Weise Auge und Erfahrung. Darin übertrifft der Attersee 
bei weitem den ihm sonst ähnlichen Mondsee und steht im vollen Gegensatz zum Wolfgangsee, dessen 
Landschaft auf ganz anderen ästhetischen Grundsätzen aufgebaut ist, ohne deshalb weniger schön 
und eindrucksvoll zu sein. 
Drei Zugänge leiten zum Attersee. Von der alten Stadt Vöcklabruck, die selbst wieder ein 
sympathisches Stück heimischer Architektur ist, führt durch eine fruchtbare Gegend, im Tal der 
Ager, des Abflusses des Attersees, die Lokalbahn nach Kammer an der Nordostecke des Seebeckens. 
Blau steht während der ganzen Fahrt das Hochgebirge am Südhimmel, deutlich tritt die klotzige 
Form des Schafberges gleich anfangs aus dem Berggewirr hervor. Der See wird erst unmittelbar vor 
der Endstation sichtbar und breitet sich dann plötzlich aus. Hier in Kammer und bei seinem südlichen 
Gegenpunkt, der Landzunge von Burgau, sind die eindrucksvollsten Orte des ganzen Sees. Gewaltig 
stoßen die Kontraste zusammen. Gegen Norden und gegen Westen dehnt sich endlos das Hügelland. 
Getreidefelder, Wiesen, Obstbaumfluren und da und dort ein dunkler Fleck Wald, dazwischen, meist 
auf Höhen gelegen, die mächtigen Vierseithöfe. Sanft fallen die Hänge gegen den See ab; ihn 
begrüßen die hochragenden Kirchen zweier Orte, der nördlichsten Atterseeorte Schörfling und See- 
walchen. Dann hebt das Land zu atmen an, rascher und ununterbrochener auf dem Ostufer, lang¬ 
samer, fast tastender und in Pausen, auf der Westseite. Südlich von Schörfling schieben sich bald 
Waldberge heran; schon die Gipfel der ersten, nördlichsten Kammreihe zeigen ziemliche Höhe, 
863 Meter wie der Gahberg oder 967 Meter wie der Alpenberg, durch dessen meilenweites Wald- 
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