Volltext: Ober-Oesterreich

Die konfessionellen Kämpfe der Reformationszeit fanden auch in Ischl einen fruchtbaren 
Boden. Ja, am Ende des sechzehnten Jahrhunderts war der Markt Ischl zum größten Teile prote¬ 
stantisch, selbst das Marktrichteramt lag in den Händen des Protestanten Joachim Schwärzl. Dieser 
hatte sein Amt von 1 580 bis 1602 inne, verschaffte im Widerspruch zu den kaiserlichen Befehlen 
den protestantischen Pastoren in Ischl, Lauften, Goisern und Hallstatt Eingang und ließ den Gottes¬ 
dienst in seinem eigenen Haus abhalten. Rudolf II. suchte nun mit Gewalt die Gegenreformation 
einzuführen. Schwärzl mußte fliehen. Zuerst kam am 26. Juni 1601 eine kaiserliche Kommission 
mit großem Gepränge, wohnte dem katholischen Gottesdienst in der Kirche bei und ließ durch Aus¬ 
rufen verkünden, daß alle Protestanten binnen drei Monaten ihre Güter an Katholiken zu verkaufen 
hätten und Österreich dann verlassen müßten. An Stelle des Joachim Schwärzl wurde von der 
Kommission Kosman Khlee zum Marktrichter eingesetzt. Dieselbe kaiserliche Abordnung zog dann 
weiter nach Lauffen, Goisern und die Gösau, wurde unter Verspottung der Bevölkerung auf Schloß 
Wildenstein gebracht, von wo sie schließlich heimlich entfloh. Der Versuch der Ischler, den 
Protestantismus mit Waffengewalt zu behaupten, wurde bald durch das Anrücken der Truppen 
des Erzbischofes Dietrich von Salzburg unter dem Kommando des Grafen Stadion zunichte gemacht. 
Stadion rückte am 22. Februar 1602 gegen Ischl vor und wurde im Laufe einiger Tage Herr der 
Situation. Die Exekution wurde am 1. März damit abgeschlossen, daß Ischls Marktfreiheiten suspen¬ 
diert wurden, der katholische Pfarrer Neumayer feierlich installiert wurde und einer der Haupt¬ 
rädelsführer Michael Haller auf dem Hochgerichte, welches vor Schwärzls Haus errichtet worden war, 
hingerichtet wurde. Aber auch diese Gewaltmaßregeln von katholischer Seite behaupteten sich nicht 
auf lange Zeit, der bald darauf ausbrechende Dreißigjährige Krieg und die Schlacht bei Pinsdorf 
brachten neue heftige Kämpfe. Das Toleranzpatent des Kaisers Josef II. 1781 beendete die lang¬ 
wierigen Kämpfe, welche durch Jahrhunderte den Wohlstand der österreichischen Länder herab¬ 
gebracht hatten. Am Beginne des neunzehnten Jahrhunderts wurde das innere Salzkammer gut durch 
die französische Invasion stark mitgenommen. Im Jahre 1809 wurden vom französischen General 
Dumont die Salzarbeiten völlig eingestellt, das Ärarialsalz wurde von den Franzosen in eigene Regie 
übernommen. Nach dem Frieden von Wien marschierte noch der französische General Bosca mit 
einem Armeekorps von sechsundvierzigtausend Mann durch Ischl und ließ die vierhundert öster¬ 
reichischen Gefangenen, welche er mit sich führte, in der Pfarrkirche einsperren. Vom Jahre 1823 
angefangen, begann für den Markt Ischl eine neue segensreiche Epoche; man versuchte nun, die 
hiesige Sole zu Heilzwecken zu verwenden, welche Versuche von den besten Erfolgen begleitet waren. 
Die ersten Kuren machten in Gmunden Salinenarzt Wolf, in Ischl Dr. Götz. Im Jahre 1821 war 
schon der berühmte Wiener Arzt Dr. Franz de Paula Wirer nach Ischl gekommen, welcher der eigent¬ 
liche Begründer des in der Folgezeit aufblühenden Badeortes werden sollte. Wirer schickte zuerst 
eine Reihe angesehener Patienten hieher und als die Heilkraft der Bäder sich aufs beste bewährt 
hatte, kam er selbst jährlich heraus und baute zum größten Teil den heutigen Badeort aus. Die 
einflußreichsten Personen ließen sich auf das Betreiben des Hofrates Dr. Wirer hier nieder: neben 
Gentz, Metternich, dem Erzbischofe Kardinal Erzherzog Rudolf von Olmütz kamen bald auch 
Erzherzogin Sophie und Erzherzog Franz Karl mit ihrer Familie, darunter dem späteren Kaiser 
Franz Josef. Im Laufe einiger Jahre war Ischl zum tonangebenden Modebad geworden, in welchem 
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