Volltext: Ober-Oesterreich

Zu den Zimelien der Bibliothek gehören zwei Blätter eines auf Pergament gedruckten Exem¬ 
plars der Fust-Schöfferischen lateinischen Bibel aus dem Jahre 1462, die noch mit dem Lettern¬ 
material Gutenbergs hergestellt ist. 
Gut vertreten sind die Klassiker — Cicero (Nürnberg 1479, Venedig 1495), Horaz 
(Venedig 1486), Juvenal (Venedig 1494), Livius (Venedig 1491, Mailand 1495), Ovid 
(Venedig 1490), Plinius (Venedig 1483), Quintilian, Seneca (Venedig 1493), Sueton 
(Bologna 1493), Tacitus, Germania (Venedig 1481), Terenz (Venedig 1494, Straßburg 1499)» 
Tibull, Catull, Properz (Brescia 1486, Venedig 1493), Vergil (Venedig 1499) — und Huma¬ 
nisten — Petrarca, Boccaccio, Aeneas Silvius, Albr. von Eyb, Wimpheling, Reuchlin und andere. 
Besonders zu erwähnen sind auch die Dekretalendrucke ob ihrer Ausstattung mit prachtvollen 
Miniaturen. 
An typographischen Meisterwerken besitzt die Studienbibliothek eine große Anzahl aus allen 
Jahrhunderten, darunter einen „Teuerdank'' und zwei wundervolle Pariser Drucke: Guillaumes Werk 
,,De la toison d or'4 vom Jahre 1517 und die von Silv. de Sacy 1822 besorgte Ausgabe der durch 
Riickert bekannt gewordenen Makamen des Hariri. 
Merkwürdige Bücher sind die Auslegung der Sonn- und Festtagsevangelien nach Luther, 
Melanchthon und Brenz, die in Urach (Württemberg) 1562 in glagolitischer Schrift erschien, das 
in der kurzlebigen Druckerei zu Wildberg (bei Horn) 1680 nur in drei Exemplaren hergestellte 
Buch „Poli regnorum politici pietas et justicia", das in der Prämonstratenserdruckerei zu Bruck an 
der Thaya gedruckte Büchlein „Von der Wiedertauffer verfluchten Ursprung etc." von Andr. Ch. 
Fischer und der 1637 erschienene „Status particularis regiminis S. C. Majestatis Ferdinandi II.", das 
erste Staatshandbuch des alten Österreich. Von der Folioausgabe des Prachtwerkes „II trionfo della 
santa sede e della chiesa" von M. Cappellari (Venedig 1832) erschienen seinerzeit nur 220 numerierte 
Abzüge. Das Exemplar Nr. 1 77 widmete der Verleger Giuseppe Battaggia dem Kaiser Ferdinand I. 
und dieser schenkte es der Linzer Studienbibliothek. Zu den Schätzen der Bibliothek zählt auch 
die zu Padua 1819 bis 1820 nur in 450 Exemplaren erschienene Petrarca-Ausgabe mit den Porträts 
der Laura (von Morghen) und Petrarcas und sechs Kupfern in Aquatinta. Im ganzen Werke soll 
kein einziger Druckfehler sein. 
Sehr wertvolle Stücke besitzt die Bibliothek ferner im Fache der Erdkunde: die erste deutsche 
Ausgabe (Ulm 1482) der antiken Kosmographie des Claudius Ptolemaeus mit den prachtvoll kolo¬ 
rierten Karten, die Introductio cosmographiae mit den Quatuor Americi Vesputii navigationes (Stra߬ 
burg, Joh. Grüninger 1509) und dem Vorschlage, die neuentdeckte Welt Amerika zu benennen, 
ferner eine der ältesten Meilenkarten alles deutschert Landes (Romweg) von Georg Glockendon dem 
Älteren in Nürnberg (gest. 1514) und alle hervorragenden Atlanten der alten Zeit (Ortelius, Mer- 
cator, Blaeu, Jansson, Homann). 
Von lokaler Bedeutung sind die typographischen Erzeugnisse Joh. Planks, des ersten Linzer 
Buchdruckers, darunter mehrere Werke Keplers, der damals hier lebte. Allgemeines Interesse darf 
aber die von mir aufgefundene älteste erhaltene Nummer der „Linzer Zeitung", der ältesten 
Zeitung Österreichs, aus dem Jahre 1677 beanspruchen. 
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