Volltext: Ober-Oesterreich

Die Bundes-Studienbibliothek 
in Linz 
Von Dr. Konrad Schiff mann 
Hervorgegangen 1774 aus den Bibliotheken der aufgehobenen Jesuitenkollegien und erweitert 
durch die aus den aufgehobenen Stiften zugewachsenen Bestände, war dieses Institut auf Grund einer 
Verfügung Kaiser Josefs II. durch 125 Jahre vom Stifte Kremsmünster verwaltet worden, bis es 1922 
vom Staate übernommen wurde. Die Bibliothek, seit 1784 als öffentliche bestehend, zählte im Jahre 
1787 rund 13.000 Bände. Heute sind es 65.000 Bände, und dazu kommen 872 Handschriften, 
990 Inkunabeln, 16.000 Kunstblätter, 8567 Landkarten. Bewunderung verdienen die herrlichen 
Schränke, Einlagearbeit in Nußbaumholz, mit reichen Gesimsen, vergoldeten Bekrönungen und 
Kartuschen. Sie stammen aus dem Linzer Jesuitenkollegium. Der kunstsinnige Rektor Jakob Foky 
hat sie im Jahre 1760 für den von ihm gebauten, 60 Fuß langen, 26 Fuß breiten und 16 Fuß hohen, 
mit Fresken von Altomonte geschmückten Bibliotheksaal1 anfertigen lassen. Aus der Jesuitenbibliothek 
mitgekommen ist auch die schöne Büchersammlung des Kardinals Neidhart (1601 —1681), eines 
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Oberösterreichers, der 1631 in die Gesellschaft Jesu eingetreten war, später Beichtvater der Gemahlin 
Philipps. IV. und nach des Königs Tode spanischer Gesandter in Rom wurde. 
Es dürfte nunmehr von allgemeinem Interesse sein, eine Übersicht über die Schätze der Linzer 
Bibliothek zu gewinnen. 
1. Handschriften. 
Ihrer Entstehung nach reichen sie bis ins neunte Jahrhundert zurück, und was die Hauptmasse 
betrifft, stammen sie aus den ehemaligen Klöstern Garsten, Gleink, Baumgartenberg, Suben, Wald¬ 
hausen, Pupping und aus den Kollegien der Jesuiten in Linz, Steyr und Traunkirchen. 
Von altdeutschen Texten sind zu nennen das in einem Baumgartenberger Kodex 
stehende Loblied auf Johannes den Täufer aus dem zwölften Jahrhundert, der sogenannte „Linzer 
Entechrist" aus der Wende vom zwölften zum dreizehnten Jahrhundert, eine reich illustrierte Christ¬ 
herrechronik (Weltgeschichte in Versen) aus dem vierzehnten Jahrhundert, eine Handschrift des 
Schwabenspiegels und eine Historienbibel mit Bildern aus der Werkstatt Diepold Laubers, beide 
aus dem fünfzehnten Jahrhundert, und schöne Bruchstücke des Iwein von Hartmann von Aue, des 
Renner von Hugo von Trimberg, des Karl vom Stricker. 
Unter den lateinischen Handschriften hebe ich hervor ein mit bedeutenden Federzeich¬ 
nungen geschmücktes Meßbuch der Pfarre Gaflenz aus dem dreizehnten Jahrhundert, die älteste 
Niederschrift der lateinischen Predigten Bertolds von Regensburg, des gewaltigsten deutschen Volks- 
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