Wir besitzen dokumentierte Belege, daß schon gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts
Matineen und Akademien in Linz abgehalten wurden. Mozart stattete seinem Vater in Salzburg
als Jungvermählter mit seiner Gattin Konstanze 1/83 einen Besuch ab. Auf der Rückreise nach
\Vien nahm er einige Zeit Aufenthalt in den Mauern unserer Stadt. Kr wohnte, wie ich feststellte,
als Gast im Hause Altstadt 17 (Klosterstraße 20) des Grafen 1 hun. in diesem Hause schrieb
Mozart die Linzer Sinfonie. 1/85 weilte Mozart zum zweiten Male in Linz. Line Gedenktafel
ziert seit 1907 das Wohnhaus.
L>as Linzer Landestheater — eröffnet 4. Oktober 1803 — zählte damals bei Opern-
auiführungen fünfzehn Musiker. Die eigentliche 1 heatermusik wurde erst 1806 gegründet. Vokal-
und Instrumentalkonzerte fanden nicht allein im Theater, sondern auch im sogenannten Wernersaal,
ehemaliges „Hotel Frankfurt*4 (Hauptplatz) statt. Auch im Kasinosaai wurden Konzerte abgehalten.
Die Gründung des Musikvereines durch Anton Maye r, Schullehrer und Cnordirektor
bei der St. Matthiaspfarre, brachte neuen musikalischen Aufschwung. Fürst Lamberg stellte dem
Verein ein Lokal in seinem Herrschaftshause Nr. 794, jetzt Spittelwiese ¡5 (Herrenstraße 17) zur
Verfügung. Mit Haydns „Jahreszeiten'4 trat der Verein am 23. Dezember 1821 im landständischen
i heater erstmalig mit einer größeren Musikaufführung vor die Öffentlichkeit.
Der große Tonheros Beethoven hatte ebenfalls Beziehungen zu Linz. Zum erstenmal
traf er am 5. Oktober 1812 von Wien aus zum Besuche seines Bruders Johann in Linz ein. Letzterer
besaß die registrierte Apotheke, „die gerade zwischen dem Hauptplatz und der Brücke lag4*. Sie
befand sich dort bis 1872. Das Haus Nr. 217 (alt), in dem Beethoven 1812 gewohnt hat, wurde
mfolge der durch die neue Brücke notwendig gewordene Platzregulierung von der Stadtgemeinde
angekauft und im Juni 1872 demoliert. Von diesem Hause (Hauptplatz 1) blieb nur eine vertikale
Fensterreihe für den Neubau übrig, Beethoven wohnte im Hause seines Bruders, der ihm ein großes
Zimmer einräumte, welches ihm eine schöne Aussicht auf die Donau und auf die anmutige Umgebung
gewährte. Beethoven verkehrte in Linz im Hause des genannten Glöggl. Dessen Sohn, der nach¬
malige Wiener Musikverleger Franz GlÖggl, damals ein Fünfzehnjähriger, schrieb kurz vor seinem
l ode (1872) seine Erinnerungen an Beethoven nieder. 1812 war der Meister u. a. auch bei dem
Grafen Dönhoff geladen, der ihm zu Ehren einige Soireen gab. Graf Dennhof — zweifelsohne
identisch mit Dönhoff — wohnte nach dem Linzer Kopulationsindex im Hause Nr. 568, jetzt
Herrenstr. 34. In diesem Hause fandendie Soireenstatt, bei welchen Beet¬
hoven auch selbst auf dem Pianoforte phantasierte. In den erwähnten Er¬
innerungen von Glöggl lesen wir darüber: „Es wurde mehreres musiziert und Lieder von Beethoven
gesungen und er selbst wurde gebeten, auf dem Pianoforte zu phantasieren, welches er durchaus nicht
wollte. Es war schon im Nebenzimmer eine lange Tafel zum Speisen hergerichtet und es ging endlich
zu Tisch. Ich war ein junger Bursche und mich interessierte Beethoven so, daß ich immer in seiner
Nähe blieb. Man suchte ihn endlich, ging aber ohne ihn zur Tafel. Er war aber im Nebenzimmer
und fing jetzt an zu phantasieren; alles verhielt sich still und hörte ihm zu. Ich blieb bei ihm neben
dem Piano stehen. Er phantasierte beiläufig eine Stunde, wo nach und nach alles aufstand und sich
herum versammelte. Nun fiel ihm erst ein, daß man ihn schon lange zum Speisen gerufen — er eilte
vom Sessel in das Nebenzimmer. An der Tür stand ein Tisch mit Porzellangeschirr; er stieß aber so
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