Volltext: Ober-Oesterreich

Auch das Kunsthandwerk entfaltete sich zur schönsten Blüte. 
Trotz der Silberablieferungen haben sich einige Prachtstücke der Gold- 
schmiedekunst erhalten, die nicht so sehr durch ihren Materialwert, als 
durch die vorzügliche Arbeit hervorragen. Schöne Barockkelche sind 
z. B. im Linzer Dom, in St. Florian, Kremsmünster und in manchen 
Landkirchen; Monstranzen von besonders schöner Arbeit sind in 
Garsten, Schlierbach, Spital a. P. Erwähnt seien die reizenden Aus¬ 
führungen von Kännchen und Tassen, Beschlägen liturgischer Bücher, 
die Hirtenstäbe der Äbte, Pektorale und Ringe, aber auch Weihrauch¬ 
gefäße und Schiffchen, Reliquiarien, Ampeln, Luster u. dgl. Vieles 
davon wurde im Lande selbst gemacht, da in Linz, Wels, Steyr usw. 
Goldschmiede tätig waren. 
An schmiedeeisernen Gittern, Kreuzen u. dgl. sind im Lande 
recht geschmackvolle Arbeiten erhalten, z. B. Gitter in St. Florian, 
Schlägl, Kefermarkt, Spital am Pyhrn usw. 
Daß an Paramenten, liturgischen Gewändern, Spitzen, Gobelins 
viele großartige Stücke vorhanden sind, darüber können wir uns herzlich 
freuen. Von der schweren Goldstickerei mit den großen Barockmustern, 
den Gold- und Silberbrokaten bis zu den reizenden Rokokomustern 
finden sich in den älteren Kirchen, besonders in den Stiftskirchen, pracht¬ 
volle Arbeiten. 
Die nachfolgende Zeit des Rokoko hat im Lande keine 
bedeutenden Spuren hinterlassen. Die Stiftskirchen in Withering, Engels- Schlierbach, Monstranze 
zeli und Suben gemahnen an die Formen des Rokoko in der inneren Dekoration. 
Rokokoausstattung enthalten außer den genannten Kirchen noch die Minoritenkirche, Ursu- 
linen-, Elisabethinen-, Barmherzige Brüderkirche in Linz, Spital am Pyhrn, die Exdomïnikanerkirche 
in Steyr. Berühmte Meister haben sich um deren Ausschmückung verdient gemacht, wie Deutschmann, 
Feichtmayr, Modler, Ueblherr, Zeiler, Barth. Altomonte, der Kremser Schmidt und andere. Gurlitt 
schreibt über die Kirche zu Wilhering: Das Innere ist ungemein prächtig, von unvergleichlicher 
Heiterkeit, wie ein Jubelgesang; nach der Richtung des Festlich-Frohen, des Bewegt-Reizvollen, viel¬ 
leicht die glänzendste Leistung dieses Stiles in Deutschland. 
Vom Klassizismus blieb Oberösterreich fast ganz verschont. Unter Kaiser Josef II. 
waren nebst mehreren Stiften und Klöstern auch eine ganz bedeutende Zahl von Kirchen profaniert 
oder abgebrochen worden. Ein unersetzliches Kunstgut ging damit verloren. Nur einige Kirchen 
wurden gebaut, die aber ganz bedeutungslos blieben; die Einrichtung derselben ist entsprechend der 
damaligen Hofkanzleiluft eine klassizistisch-simple. 
Nach den Napoleonischen Kriegen vergingen Jahrzehnte, bis sich ein leiser Hauch im Kirchen¬ 
bau zeigte. 1843 erstehen die Kirchen in Alberndorf und Lausa, bald darauf Altschwendt ohne 
ausgesprochenen Stil, das Kirchlein am Freinberg mit gotischen Anklängen, 1854 Steyerling, 1859 
die Wallfahrtskirche in Maria Schmölln (neuromanisch). Es gab keinen eigentlichen Stil im neun- 
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