Volltext: I R 14

regiment 21, rechts war die Verbindung über das 5. Baon durch einen Kamin mit den 
Kaiserjägern 4 hergestellt. Die Verteidigungslinie verlief im wesentlichen von Westen nach 
Osten, südwestlich der Priafora, über den Hang südlich Maso, zog zwischen S. Ubaldo und 
Urbiniacco gegen Seghe und dann weiter nach Schiri. 
Die notdürftige Ausgestaltung der gewonnenen Linie in dem überall felsdurchwachseuen 
Boden erforderte außerordentliche Mühe. Die Spitzhacke versagte. Für gewaltsame Sprengungen 
mangelte es an Zeit und Material. Auch hätte sie der Gegner als eine Einstellung der Offensive 
gedeutet und das mußt^ vermieden werden. Unterstände gab es keine, an dem Nötigen dazu 
Hütte es nicht gefehlt, aber es war Juni, dessen sommerliche Wärme einige kräftige Regenschauer 
schon ertragen ließ und als Entschädigung für die Nässe sorgten die reichen Verpflegsdepots 
von Arsiero mit den herrlichsten Dingen, die ein Soldatenherz nur wünschen kann. Für die 
überstandenen Hungertage, für eine innere Erwärmung gab es Chianti in schwerer Menge, 
herrlichen Käse, Würste, Maccaroni und was der guten Sachen noch mehr sind, von denen ein 
Mitteleuropäer bisher nur träumen konnte. Der Verpslegszuschub erlitt nun auch keine Ver¬ 
zögerung mehr, denn das feindliche Artilleriefeuer war ganz abgeflaut. 
Mit Ende der ersten Juniwoche hatte der italienische Widerstand sichtbar zugenommen, 
die verstärkte Artillerie begann wieder störend zu werden. Da war es besonders erfreulich, daß 
Teile der 44. Landwehrinfanteriedivision die unleidliche, heldischtapfere Schiribatterie überrum¬ 
pelten und sprengten. Wohl sahen die Vierzehner, wie die Italiener versuchten, in kräftigen 
Einzelstößen Luft zu bekommen, ihre Angriffe galten jedoch niemals den Hessen. Die Verluste 
des Regiments blieben seit seinem Abstiege in das Posinatal unwesentlich. 
Am 12. Juni wollte man eine Änderung der Lage erzwingen. Zur Lösung der Aufgabe 
hatte die rechts im Anschlüsse (auf der Priafora) kämpfende 8. Jnfanterietruppendivision das 
Novegnoplateau mit seinen Befestigungsanlagen, bei Unterstützung durch die 3. Jnfanterie¬ 
truppendivision, anzugreifen. Eigentlich kamen von dieser Division nur das 1. und 5. Baon 
des Infanterieregiments 14 in Betracht, da alle anderen Teile der Front nur durch eine aus¬ 
giebige Feuerwirkung die gegnerische Aufmerksamkeit abzulenken hatten. Aufgabe des 1.14er-Baons 
war vor allem eine genügende Sicherung der linken Flanke der 8. Jnfanterietruppendivision 
und die Wegnahme des Mte. Brazone. Die Bereitstellung war um 6 Uhr früh vollzogen und 
zwar lagen die Kompagnien 1 und 3 im ersten Treffen, das andere Halbbaon im zweiten; 
ihre Maschinengewehrkompagnie war zur Erhöhung der Feuerwirkung durch sämtliche Maschinen¬ 
gewehre des 3. Baons verstärkt. Die Gliederung des links im Anschlüsse liegenden 5. Baons 
war ähnlich. 
Die um 10 Uhr vormittags von der 58. Jnfanteriebrigade eingetroffene Nachricht, daß 
der Mte. Giove, an dessen zäher Festhaltung durch den Feind alle früheren Vorstöße scheiterten, 
genommen sei, bestimmte Oberst v. Bittorelli. den Angriff jetzt durchzuführen. 
Furchtlos begann das 1. Baon die Bewegung. Der zu überwindende Aufstieg war 
ungemein beschwerlich und mühsam nur klommen die Kompagnien durch die Mulde aufwärts. 
Schweres gegnerisches Sperrfeuer hatte auf die vorhergegangene Artillerievorbereitung hin 
eingesetzt und die einschlagenden Geschosse rissen gigantische Felsblöcke los, die nun hinab¬ 
polterten und die Kompagnien zu zerschmettern drohten. Das aber bildete nur den Anfang, 
denn oben wurde es noch weit schlimmer. Der Feind saß hier in kleinen Nestern am steilen, 
schwindelnden Grat, der selbst für einen Schwarm ein zu beschränktes Vorrückungsgelände bot 
und nur einzeln abgefallen konnten die Plänkler auf dieser Felskante vorwärtskommen. Jeder 
einzelne mußte deckungslos seinen ganzen Körper dem allerorts hinter Felsen hervorsprühenden 
Feuer des Gegners zuwenden, dem es so ein leichtes war, sie hintereinander abzuschießen. Im 
Kampfe mit so ungeheuren Schwierigkeiten erlitten beide Kompagnien derartige Verluste, daß 
eine Fortsetzung des Angriffes von hier aus gar nicht weiter in Erwägung kam, da der Vor¬ 
stoß im Einklänge mit dem Tiroler Kaiserjägerregimente Nr. 4 geschehen sollte, welches gleichfalls 
82
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.