Volltext: I R 14

¿einen waren diese herrlichen Tage inmitten altersgraner Häuser, im Schatten des berühmten 
Domes, im Strudel der vielen Regimenter,' die dahier zusammengeströmt waren, eine frohe 
Erinnerung, die höchstens durch die vielen Regentage eine Trübung erfuhr. Der Thronfolger, 
Erzherzog Karl, besichtigte das Regiment am 22. März und fand für viele Worte, die von 
der Anteilnahme sprachen, welche er für seine Soldaten hegte. 
Blieb auch die militärische Weiterbildung auf ein geringes Maß beschränkt, so brachten 
die bevorstehenden Ereignisse doch eine Menge Arbeit mit sich, die nicht umgangen werden 
konnte. Das Regiment mußte für den Gebirgskrieg ausgerüstet, der bisher fahrbar gewesene 
Train in einen Gebirgstrain umgewandelt werden und erhielt zu diesem Zwecke 725 Tragtiere 
für Transport und Nachschub; denn die Fahrküchen sollten den Baonen auf dem Marsche durch 
das Gebirge nur dort folgen, wo die Wegverhältnisse es zuließen, und das war selten genug. 
Im unwegsamen oder schwer zu überwindenden Gelände aber wurde die Menage zwar in den 
beim Train zurückgebliebenen Fahrküchen abgekocht, aber in den Kochkisten, die sich im Gebirgs- 
kriege sehr bewährten, in die vor¬ 
derste Linie gebracht. 
Die Ausrüstung der Mann¬ 
schaft wurde dem Hochgebirgs- 
charakter angepaßt, die in Wol¬ 
hynien gebrauchte leichte Be- 
schuhung gegen schwere Genagelte 
ausgetauscht, Steigeisen, Bergstöcke 
und Schneereifen ergänzten die 
alpine Ausrüstung und in An¬ 
betracht der zu erwartenden Höhen¬ 
temperaturen erhielt jeder Mann 
Winterwäsche, Pelzweste, Fäust¬ 
linge und Wadenstutzen, ferner 
eine zweite Decke, alles Dinge, die 
zwar den Infanteristen stark be¬ 
schwerten, aber später als un¬ 
entbehrlich erkannt wurden. 
Die Verpflegung war in dieser und der nächsten Zeit eine hervorragende. Das reiche 
Etschtal lieferte Gemüse und Früchte, an Fleisch herrschte Überfluß und aus den Trientiner 
Verpflegsmagazinen flössen so gewaltige Massen Butter, Fett, Käse und Wurst, daß das 
Leben der Soldaten fast über den Zeitverhältnissen stand. Es war der künftige Thronerbe, 
der hier als Vater der Soldaten auftrat, ihnen alle guten Bisfen zuschob und in Erwägung, 
daß Spannkraft und Ernährung unzertrennliche Gefährten sind, dafür sorgte, daß auch dem 
leiblichen Wohle jedes einzelnen Rechnung getragen wurde. 
Während die Baone 2, 4 und das noch in Rußland aufgestellte 5. bis Anfang Mai in 
Trient verblieben, zogen die Baone 1 und 3 am Abend des 30. März unter klingendem Spiele 
aus der Stadt, nächtigten in Besenello und stiegen am Morgen des nächsten Tages die schöne, 
an Serpentinen oder, wie der oberösterreichichische Soldatenwitz sie getauft hat, Sardinen — 
eine überflüssige Marschzubuße — reiche, breite Straße, die auf das Plateau von Folgaria 
führt, aufwärts. Ungezählte Male durch die endlos dahinziehenden Munitionskolonnen auf¬ 
gehalten, erreichte die Truppe das freundlich gelegene Dörfchen gleichen Namens gegen Mittag. 
Hier war der Sitz des Korpskommandos. Vielgereuth war überfüllt von Truppen aller Gat¬ 
tungen, Artillerie, Train, Scheinwerfer, Spitäler und Zeugdepots. In der einzigen Straße 
quetschten sich die Kolonnen, ballten sich Autos, Trains und Artillerie zu einem Knäuel, dessen 
Lösung der Straßenpolizei viel Mühe und Kopfzerbrechen machte. Bei diesem wogenden 
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