Volltext: I R 14

bereithalten, jederzeit abgehen zu können. Es gab keinen Urlaub, keine Absentierung und kein 
Dienstfrei mehr, höchstens bei Todesfällen der unmittelbaren Verwandten. 
Oft war es unvermeidlich, daß Leute, die gerade erst von der Rekonvaleszentenabteilung 
zur Ersatzkompagnie einrückten, gleich wieder den Marschkompagnien zugewiesen werden mußten, 
es ging aber leider nicht anders, es waren keine Männer mehr da, welche eingeteilt werden 
konnten. So unangenehm es auch für die Betroffenen gewesen sein mag, sie stellten sich doch 
wieder gern ihrem Allerhöchsten Kriegsherrn zur Verfügung, waren sie doch Angehörige des 
schönen und besonders tapferen Hessenregiments. 
Schwer traf so manchen Offizier (Fähnrich) und Mann des Regiments eine Trans¬ 
ferierung oder Zuteilung zu einem anderen Truppenkörper. Diese Standesaushilsen waren oft 
beträchtlich; so erhielten beispielsweise die Tiroler Kaiserjägerregimenter eine Zeit hindurch einige 
Beeidigung eines ins Feld abgehenden Marschbaons. 
hundert Mann zur Komplettierung ihres Standes. Jedermann wollte natürlich lieber bei seinem 
ihm liebgewordenen Regimente bleiben, doch es nützte nichts, er mußte sich dem Schicksal fügen. 
Es dauerte meistens nicht lange und der Abmarschbefehl kam. Bekränzt und geschmückt 
stand die Marschformation im Hofe vor ihrer Ubikation; der Ersatzbaonskommandant oder dessen 
Stellvertreter verabschiedete die Mannschaft mit einer kurzen, kernigen Ansprache, worauf zum 
Bahnhof abmarschiert wurde. 
Pünktlich traf die Abteilung am Bahnhof ein. Der Marschbaonskommandant erteilt 
seine letzten Befehle und Weisungen für die Einwaggonierung. In den nächsten Minuten ist sie 
beendet. Nun wird noch einmal Abschied genommen von den lieben Angehörigen und Bekannten 
und in wenigen Minuten setzt sich der Zug in Bewegung, um die Marschformation in den 
Etappenraum zu bringen. Die Gattin weint um ihren Mann, die Mutter um ihren Sohn, 
die Schwester um ihren Bruder. — Ihre Gedanken sind die gleichen! — Auf Wiedersehen! 
Einer der markantesten und heißesten Tage beziehungsweise Nächte war wohl der 
5'. Mai 1915. Es war jener Tag an welchem es hieß, dem neuen Feind, dem ehemaligen 
Bundesgenossen im Südwesten, rasch Truppen entgegenzuwerfen. 
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