Volltext: I R 14

Bald darauf wurde Kadett Wintersteiger der 6. Feldkompagnie zugeteilt. Mit dem 
Kommandanten dieser Kompagnie, dem Lt. Koppelhuber (einem Wiener Architekten), und mit 
Kadett Ehler verfaßte der einstige Pariser Literat, in den gemütlichen Ruhetagen zu Lysa gora, 
das „Heldenepos" in einem Gesänge: „Am Gestade des Dunajec". Die schwungvollen Hexa¬ 
meter haben die Kameraden Oblt. Barisani, Lt. Tauer, Dr. Nösselböck, Hochhäuser und Kadett 
Ganglbauer oft erfreut. 
Am 18. Februar um 2 Uhr früh wurde der Dunajec überschritten, am 19. Februar 
bis in die späte Nacht um die stark befestigten russischen Stellungen gekämpft, bis der Befehl 
zum Rückzug über den Dunajec einlangte. 
Oblt. Barisani, Lt. Tauer und Kadett Ganglbauer waren schon gefallen. Um halb 
3 Uhr früh traf auch den Kadetten Wintersteiger eine russische Kugel an der linken Schläfe und 
vereinigte ihn mit den im Tode vorangegangenen Freunden. 
£t Molfgsng Garzarolli, Edler o. Thurnlsckh. 
Lt. Garzarolli, ein Sohn des Prager Universitätsprofesfors Dr. Karl Garzarolli, ist 
neunzehnjährig im März 1915 aus der Innsbrucker Kadettenschule als Fähnrich zum Regiment 
ausgemustert worden. 
Das erste Gefecht des 10. Feldbaons war auch die Feuertaufe des jungen Kriegers, 
der mit seinen Maschinengewehren den Rückzug einer italienischen Kompagnie mit großem Er¬ 
folge abschnitt. 
Kurze Zeit darauf an Ruhr erkrankt, konnte er, inzwischen zum Leutnant befördert, 
erst die September-Oktoberkämpfe des 10. Baons wieder mitmachen. In der Nacht, vom 27. 
auf den 28. September, schlugen 42 tapfere Vierzehner unter seiner Führung, den Angriff 
eines italienischen Baons zurück. Am 11., 13. und 15. Oktober ging er mit drei mutigen Leuten 
auf Patrouille, schlich sich dicht an die feindlichen Gräben heran und erkundete die Stärke des 
Gegners. Das Militärverdienstkreuz 3. Klasse hat diese Heldentaten belohnt. 
Vor Weihnachten 1915 wieder erkrankt, mußte er — schwer lungenleidend — lange 
der Front fernbleiben. Im April 1917 — nur halb genesen — wieder zur Front eingerückt, 
machte er die schweren Kämpfe von Porta Lepozze am 16. und 17. Juni mit letzter Aufopfe¬ 
rung mit, mußte jedoch am 18. Juni mit hohem Fieber den Hilfsplatz aufsuchen, wo eine 
Granate ihn tödlich verwundete. 
Nach dreitägigem Schmerzenslager starb er am 20. Juni den Heldentod. 
Mlt. i. d. Ars. Karl Tizian. 
Oblt. i. d. Res. Karl Tizian war im Jahre 1880 drüben im Reiche, im badischen Lande 
geboren, kam jedoch noch als Kind nach Vorarlberg, studierte in Bregenz, Brixen und Graz und 
hat in den Jahren 1902 und 1903 beim Bregenzer Baon des Infanterieregiments Nr. 14 gedient. 
Als Professor für Geschichte und Geographie hat er, von 1906 bis 1909 am Linzer 
Petrinum, 1909 und 1910 am Deutschen Staatsgymnasium Prag-Kleinseite und von 1910 an 
am Bregenzer Staatsgymnasium, gewirkt. 
Er leitete als Reserveoffizier jahrelang in verdienstvoller Weise die Schießübungen der 
Bregenzer Gymnasiasten, wofür ihm vom Landesverteidigungskommando Dank und Anerkennung 
ausgesprochen wurde. 
Mit der reinen Lehr- und Erziehungstätigkeit war jedoch sein Schaffenskreis nicht 
begrenzt. Historiker mit Leib und Seele, widmete sich Tizian auch der geschichtlichen Erforschung 
seiner geliebten Heimat. 
Die Ergebnisse seiner Arbeiten sind zuin Teil im „Archiv für Geschichte und Landes¬ 
kunde Vorarlbergs" veröffentlicht worden. Er bearbeitete gerade für eine Jugendzeitschrift den 
388
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.