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zu verzeichnen. Da aber der Wasserzuschub mittels Drahtseilbahn und Tragtieren ganz aus¬ 
gezeichnet klappte, kam der Wassermangel kaum in Betracht. 
Aus diesen günstigen Kriegsverhältnissen im Astachtale und am Mte. Rasta wurde das 
Regiment plötzlich herausgerissen, um weitab von den uns lieb gewordenen Tiroler Bergen, auf 
dem berüchtigten Kriegsschauplatz Österreichs, neue blutige Opfer zu bringen. Der Aufmarsch¬ 
raum zu den Schlachtfeldern am Jsonzo war anders als in Tirol. Wir vermißten im land¬ 
schaftlich so wunderschönen Wippachtale die peinliche Ordnung und Sauberkeit in den mili¬ 
tärischen Unterkünften, die wir in Tirol als ausgezeichnete Verhüter von Krankheiten gesehen 
haben, ja, wir sahen mit einigem Befremden, daß Latrinen hier nicht zum selbstverständlichen 
Erfordernis einer lagernden Truppe gehörten. Mag sein, daß bei den blutigen Verlusten der 
Jsonzoschlachten die Verluste durch Krankheiten keine besondere Rolle spielten und daß daher 
dem Problem der Gesunderhaltung des Mannes kein wesentliches Interesse zugewandt wurde, 
aber — uns war das jedenfalls 
neu. Das Regiment war für den 
Mte. San Gabriele bestimmt und 
lag zunächst in einer Mulde bei 
Pri Peöi in niedrigem Kieferholze 
in Reserve. Dieser Wald von Pri 
Peöi hatte selbstverständlich im 
Laufe der erbitterten Kämpfe uni 
den Mte. San Gabriele schon vielen 
Truppen als Aufenthalt gedient 
und war, zumal auch Latrinen 
fehlten, wohl reich an Jnfektions- 
keimen aller Art. An diese Ge¬ 
fahr dachte der Mann wohl nicht, 
da feindliche Flieger und Ar¬ 
tillerie selbst die Reserven ständig 
in Atem hielten. Das Regiment 
hatte also schon physisch und psychisch gelitten, als es am Mte. San Gabriele am 11. Sep¬ 
tember in die erste Linie ging. Daß es dann dort in Angriff und Verteidigung wahre Wunder 
vollbrachte, ist ein Zeugnis für die unverwüstlichen Nerven der Hessen. 
Die sanitären Verhältnisse am Gabriele waren die schrecklichsten, die das Regiment im 
ganzen Verlaufe des Krieges zu durchleben hatte. In wochenlangen, erbitterten Nahkämpfen und 
im wochenlangen Trommelfeuer waren ungezählte Helden gefallen, die selbstredend in diesem 
Feuer nicht geborgen und bestattet werden konnten. Leiber, die von Granaten begraben waren, 
wurden durch spätere Bomben wieder enterdigt. Der Geruch Verwesender mischte sich mit 
dem giftiger Gase und machte die Luft heiß und unerträglich. In den wenigen Kavernen 
standen die Leute eng zusammengepfercht; ihre Ausdünstung und der Blutgeruch der vielen 
Verwundeten erzeugten ein unsagbar brennendes Durstgefühl. Und der Gabriele hatte kein 
Wasser. Der Verpflegsnachschub war infolge des feindlichen Feuers fast gänzlich unmöglich. 
Die einzige Nahrung bestand somit aus dem konservierten Fleisch der Reserveportionen, die 
kalt verzehrt werden mußten. Zu dem allen kam das wütende Trommelfeuer und das er¬ 
bitterte Ringen in fast täglichen Angriffen des Feindes. Daß unter solchen Leiden, die Körper 
und Geist gleich schwer trafen, der Krankenstand des Regiments ein erschreckender wurde, darf 
nicht wundernehmen. 
Der Sanitätsdienst des Regiments stand vor Aufgaben, wie sie nur auf Porta Lepozze 
eine Parallele haben. Die Bergung der Verwundeten in den zertrommelten Gräben, auf den 
mit Leichen übersäten Zugängen und in den verschütteten Kavernen, erforderte höchsten Helden¬ 
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