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kalten Zustande. Zum Überflüsse kam der Herbst mit einem anhaltenden Regenwetter. Kein Wunder 
also, wenn neben den ganz bedeutenden, blutigen Verlusten auch die Abgänge des Regiments 
durch Krankheit sehr erheblich wurden. Wie immer in ungünstigen sanitären Verhältnissen, 
fanden auch hier infektiöse Darmkrankheiten Eingang und Verbreitung. Allmählich besserten sich 
aber auch hier alle Lebensverhältnisse insoweit, daß sie erträglich genannt werden konnten. 
Am Mte. Majo waren die sanitätsdienstlichen Verhältnisse in mancher Hinsicht un¬ 
günstiger. Dort gab es kein Wasser. In Butten und kleinen Fässern wurde das unumgänglich 
Notwendige auf beschwerlichen Pfaden vom Val inferno hinausgeschafft. Daß unter solchen Ver¬ 
hältnissen nicht viel Wasser zur Reinigung der Mannschaft übrig blieb, läßt sich denken. Von 
einem Baden war schon gar keine Rede und so ist es verständlich, daß die Majobesatzung recht 
sehr verlaust war. Da aber sonst den hygienischen Anforderungen mit möglichster Vollkommen¬ 
heit entsprochen wurde, waren die Gesundheitsverhältnisse am Mte. Majo nicht wesentlich un¬ 
günstiger als am Tonezzaplatean. Sehr schwierig gestaltete sich am Mte. Majo der Verwun¬ 
detenabschub, der stundenweit auf schmalen, 
erst von unseren Arbeiterkompagnien müh¬ 
sam dem Felsen abgetrotzten Saumwegen mit 
der Feldtrage erfolgen mußte. 
Noch schwieriger war der Abschub 
im Laghibecken. Jeder Verwundete mußte den 
berüchtigten Blitzweg hinausgeschafft werden. 
Es war dies ein Steilabstieg vom Campo- 
luzzotal, in das Val Zara zwischen den 
Stöcken der Cima dei Laghi und dem Mte. 
Gusella, bei dem auf eine Horizontalentfer¬ 
nung von knapp 4000 Schritt fast 1000 m 
Höhenunterschied entfielen. Was hier die 
Blessiertenträger leisteten, oft sogar unter ausgiebiger feindlicher Beschießung, das kann nur der 
beurteilen, der selbst einmal mit einem Rucksack hinaufgeklettert ist. Da auf diesem Wege auch 
der ganze Nachschub erfolgen mußte, der trotz aller Schwierigkeiten meist vollständig und 
regelmäßig kam zeigt, daß unsere Soldaten insgesamt auch nach Friedensbegriffen ganz hervor¬ 
ragende Touristen waren. Die sonstigen den Arzt interessierenden Verhältnisse im Laghibecken 
waren günstig. In Vanzi hatten wir uns ein Bad geschaffen, das, zwar nicht so leistungsfähig 
wie in Tonezza, immerhin eine nicht zu unterschätzende sanitäre Wohltat bedeutete. 
Trotz einer Reihe schwerer Tage, gehören also Sommer und Herbst 1916 zu den an¬ 
genehmsten Kriegserinnerungen des Regiments. Beim 3. Baon, das im August plötzlich an den 
Jsonzo detachiert wurde, trifft dies aber nicht zu. In schweren Kämpfen hatte es die dürftig 
ausgebauten Stellungen bei Lokwiea und Oppacchiasella gegen den Angriff eines technisch und 
zahlenmäßig ganz unglaublich überlegenen Feindes zu halten. Die erbitterten Grabenkämpfe, 
das wütende feindliche Minen- und Artilleriefeuer, kosteten dem Baone sehr schwere Verluste. 
Die Bergung der Verwundeten in dem ebenen, deckungslosen Gelände war fast nur in der 
Nacht möglich und erforderte außer Umsicht höchste Tapferkeit der Blessiertenträger. Etwa 
600 Schritte hinter der Stellung lag in einer Doline der Hilfsplatz, der aus zwei dürftigen 
Holzbaracken bestand und somit gegen das feindliche Artilleriefeuer völlig ungeschützt war. Ein 
Artillerietreffer in den Hilfsplatz forderte denn auch unter den Verwundeten und Sanitäts¬ 
soldaten reiche Opfer. Aber trotz dieser schweren und gefahrvollen Verhältnisse erfolgte die Ver¬ 
sorgung der Verwundeten in der denkbar glattesten Weise. Der Abtransport war zwar mit 
Fuhrwerken möglich, konnte aber nur bei Nacht bewerkstelligt werden und stand unter ständigem 
feindlichem Artilleriefeuer. Begreiflicherweise war auch der Zuschub der Verpflegung nur in der 
Dunkelheit denkbar, so daß also der im schweren Kampfe stehende Mann erst spät in der Nacht 
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