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mußte mit der Feldtrage besorgt werden, da das ganze Gebiet vom Dürer bis zum Venapasse 
damals keinen fahrbaren Weg hatte und auch die Sauinwege in arger Verwahrlosung waren. 
Der Hilfsplatz konnte selbstverständlich im ersten Teil des Vormarsches nur im Freien sein, 
oft noch hart an der Schneegrenze oder im Schnee, da es in diesem spärlich besiedelten Lande 
einfach keine Häuser gab. Es ist ein großes, sanitäres Verdienst der Italiener, daß sie uns ans 
der Fra di Bertoldi und bei der Osteria Fiorentini eine Unmenge guter Decken und Pelze 
zurückließen. Ohne diese Wärmemittel wäre die Kälte beim Lagern am Hilfsplatz und beim 
Abschube für die entkräfteten und ausgebluteten Verwundeten eine ernste Gefahr gewesen. 
Allerdings hätte es dürftige, vom Feinde verlassene Deckungen gegeben, aber da konnten wir 
doch keinem Oberösterreicher zumuten, auch nur vorübergehend Quartier zu nehmen, da die 
Italiener einfach ekelerregend gehaust hatten und offensichtlich keinen Abort kennen. In der 
Wahl des Hilfsplatzes zeigten wir uns sofort als ganz gute 
Alpinisten. Wir verstanden vom Anfang an den Vorteil des 
Gebirges, leicht Deckung zu bieten, auszunutzen. Auch kamen 
wir der feindlichen Artillerie bald auf ihr von uns hoch¬ 
gepriesenes Steckenpferd, stets mit unentwegter Beharrlich¬ 
keit einen und denselben Punkt, den man füglich meiden 
kann, zu beschießen; im Gegensatz zu den Russen, die un¬ 
berechenbar das ganze Gelände abstreuten. Mit dem Über¬ 
schreiten des Venapässes wurden die Hilfsplatzbedingungen 
wieder anders. Der Feind beherrschte die Spitze des Mte. 
Cimone und damit das ganze Tonezzaplateau. Er besaß 
außerdem — in seinem Werke Punta Corbin — eine glän¬ 
zende artillerisiische Flankierungsanlage für alle Zugänge 
vom und auf das Plateau. Wir erlebten daher in dieser 
Phase schwere Beschießungen der Hilfsplätze in Tonezza und 
Campana, die auch unter den Verwundeten und Sanitäts¬ 
soldaten eine Reihe von Opfern kosteten. 
Doch der Mte. Cimone hielt dem Hessenansturm nicht 
stand, südwärts ging es vom Trigonometer 1240 hinab über 
Arsiero auf 320 Meter. Der krasse Höhenunterschied — vor wenigen Tagen noch im Schnee 
des Campomolon und nun in der Junihitze Italiens — mußte im Verein mit anderen Faktoren 
den Gesundheitszustand ungünstig beeinflussen. Hiezu gehört vor allem die Verpflegung. Das 
Regiment hatte seine Nachschublinie über den Passv della Vena — Mte. Cimone — Arsiero. Der 
Abstieg vom Mte. Cimone war auf dem schlechten Saumweg bei Nacht äußerst schwer und bei 
Tag wegen der feindlichen Beschießung fast unmöglich, die Zugänge der Stadt standen unausgesetzt 
unter dem Feuer feindlicher Kavernengeschütze, die Wege von Arsiero über den Posinabach zur 
Stellung waren noch mehr gefährdet. 
Unter diesen Umständen ist es zu verstehen, daß die Verpflegung der Feuerlinie 
sehr unregelmäßig und dürftig aussiel. Ein übriges machte, daß kaltes Regenwetter mit 
Junihitze wechselte, welche der Mann ohne Dach ertragen mußte, und zudem stand die Truppe 
Tag und Nacht in erbittertem Gefechte. Es ist also nicht zu verwundern, daß im Regimente 
Darmkatarrhe in großer Zahl auftraten. Es ist ganz sicher, daß es sich zumeist um reine 
Darmkatarrhe, allerdings in schwerer Form handelte, aber in vielen Fällen kam es doch zu 
typhösen und Ruhr-Erkrankungen; der Feind mag uns ja reichlich Infektionsquellen überlassen 
haben. Diese Darmkatarrhe zwangen zur Schaffung größerer Marodenhäuser, was insofern 
möglich war, als bei Arsiero der Bewegungskrieg zuin Stillstände kam und die Stadt genügend 
geeignete Räumlichkeiten bot. Allerdings delogierte uns die feindliche Artillerie sehr häusig — 
unser Spital wanderte — da Arsiero andauernd unter schwerem Geschützfeuer stand. Die reichen 
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