Volltext: I R 14

als Beweis für die gewissenhaft durchgeführte Impfung gelten konnte. Die Isolierung und Be¬ 
handlung der Pockenkranken oblag der Divisionssanitätsanstalt 3, berührt also die Geschichte 
des Infanterieregiments 14 nicht. 
Der Umstand, daß Teile der Stellung im sandigen Boden offen der vollen Einwirkung 
der Jnnihitze ausgesetzt waren, daß das Wasserholen bei Tag eine kolossale Lebensgefahr be¬ 
deutete, machte es begreiflich, daß Hitzschläge damals nicht gar selten vorkamen. Durch die trefflich 
geschulten Blessiertenträger ist uns kein Mann an dieser an sich nicht ungefährlichen Erkrankung 
verloren gegangen. Eine weitere Plage für den Mann bildeten in diesem heißfeuchten Sand¬ 
klima die Stiche kleiner Stechmücken, die von der Dämmerung bis Sonnenuntergang jeden un¬ 
barmherzig ansielen. Sie waren eine Plage aber keine Gefahr und der Soldat lernte sich schützen. 
Wenn ich diese Zeit des Stillstandes der Offensive zusammenfasse, so kann ich betonen, 
daß trotz mannigfacher, lästiger Kleinigkeiten das Regiment recht gesund und recht bei Humor war. 
Als Beweis hiefür möchte ich anführen, daß die Kriegserklärung unseres wackeren Bundesgenossen 
Italien bei uns entschieden mehr Jubel und frohen Gesang auslöste, als drüben bei den Russen. 
Als kleine Episode, für die das 
sanitäre Moment maßgebend . war, er¬ 
wähne ich einen kurzen Waffenstillstand. 
Die Russen hatten nächst Groble bei der 
14. Kompagnie stark angegriffen und waren 
unter den schwersten Verlusten abgewiesen 
worden. Zahlreiche Tote lagen zwischen 
beiden Stellungen im ärgsten Sonnen¬ 
brand und belästigten mit ihrem Ver¬ 
wesungsgerüche den Feind ebenso wie die 
Unseren. Ohne besondere Verabredung ließ 
man die Russen unbehelligt ihre Kame¬ 
raden zwischen beiden Linien bestatten, 
während die Unseren Waffen und Muni¬ 
tion bargen. Nachdem das schlichte russische Holzkreuz über dem Hügel des Massengrabes errichtet 
war, begann wieder das Geknacke der Gewehre. Nach diesem kurzen Stillstand am San kam die 
Offensive bald wieder ins Rollen und die Erbitterung der nun folgenden Kämpfe im Raume 
von Krasnik und Lublin brachte es mit sich, daß die Ärzte wieder vollauf mit der Versorgung 
der Verwundeten zu tun hatten. Da der Feind stets geschlagen wurde ist es begreiflich, daß 
er uns neben seinen Geschützen und Verpflegsvorräten auch seine Krankheiten überließ. Unser 
stets siegreiches Regiment zog durch eine sehr wohlhabende Gegend, wo Lebensmittel in jeder 
Form in Hülle und Fülle zur Verfügung standen. Es hatte zunächst, dank der reichen Nahrung 
eine gewisse Widerstandskraft gegen Jnfektionskeime. Aber allmählich griffen die schweren Stra¬ 
pazen den Mann doch sehr an und da zeitweise auch Regenwetter eintrat, wurde er langsam 
weniger widerstandsfähig gegen die vom Feinde in jedem Graben und in jedem Dorfe zurück¬ 
gelassenen Jnfektionskeime. Je weiter wir gegen Norden vordrangen, um so zahlreicher wlirden 
die Erkrankungen an Typhus und Ruhr. Wir können ja jetzt nachträglich feststellen, daß unter 
dem Einflüsse der Impfungen die gewiß hochvirulenten Typhuskeime der Russen meist zu nicht 
schweren und nur ganz fetten tödlich verlausenden Erkrankungen bei uns führten, aber als 
Kampfkraft ging doch jeder Erkrankte dem Regimente verloren. Sehr oft mag auch vorgekommen 
sein, daß der Jnfektionskranke sich gar nicht besonders marod fühlte und als steter Infektions¬ 
herd (Bazillenträger) wacker mit der Kompagnie ging. Was aber dann nördlich Lubartow ein¬ 
trat, muß als Katastrophe für das Regiment bezeichnet werden. Mit einer schlagartigen Plötzlich¬ 
keit brach bei uns eine Epidemie von Cholera, Typhus und Ruhr aus, die das schöne Regiment 
in wenigen Tagen dezimierte und seine Kontnmazierung notwendig machte. In der Bekämpfung 
Impfung. 
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