Volltext: I R 14

Dieser Anforderung wurde durch die Schaffung und Aufstellung der Bergführer- und 
Hochgebirgskompagnien Genüge geleistet. Denn kann die einfache Bewegung im Gebirge jeder 
Gesunde leicht und rasch erlernen, so setzen alpintechnische Fertigkeiten gewisse besondere Qua¬ 
litäten voraus, die, nicht allzuoft ja man kann sagen, 
ziemlich selten zu finden sind. Das Streben der Heeres¬ 
leitung war daher vom Anfang an darauf gerichtet, sich 
einen Grundstock wohlausgebildeter Offiziere und Mann¬ 
schaften zu sichern. Zum Teil war ein solcher noch aus 
dem Frieden vorhanden und konnte aus bekannten Alpi¬ 
nisten, Standschützen, autorisierten Bergführern und Trä¬ 
gern aufgebracht werden. 
Nun ging es ans Schulen! Kurse wurden er¬ 
richtet, in denen Meister der Fels- und Eistechnik die 
militärische Bergsteigergeneration heranzogen. 
St. Christina im Grödnertale wurde die Hoch¬ 
schule der militärischen Alpinistik. 
Ein gutdurchprobtes System förderte die Arbeit. 
Der sportliche Eifer, eingerahmt vom Maße der militäri¬ 
schen Opportunität, beseelte die ganze Institution. 
Daneben ging die bergsteigerische Erziehung der 
Truppen. Die Korps, die Armeen hielten Jnstruktions- 
kurse für die Fronttruppen ab, in denen dem Manne die 
Grundsätze der alpinen Erfahrung praktisch und theoretisch 
geläufig gemacht wurden. 
Durch gleichmäßige Verteilung der so geschulten Elemente über den Frontraum ^durch¬ 
tränkte" man sozusagen das unwissende Gros mit alpinen Kenntnissen, mit alpiner Erfahrung. Es 
war ein Jmpfprozeß, der, am Körper der im Gebirge operierenden Armee, vorgenommen wurde. 
Hand in Hand mit all dem ging noch eine ausgedehnte alpine Propaganda; Flug¬ 
schriften, Merkblätter, Instruktionen machten Offizier und Mann mit dem ABC des Alpinismus 
bekannt. Der erzieherische Erfolg aller dieser Maßnahmen war ein schlagender: Steppensöhne, 
Städter, Mittelgebirgler — alle erlernten 
im notwendigsten Maße die Anpassung an 
das Gebirge, verloren die abergläubische 
Scheu vor den Bergen. Ein Blick in die 
Unfallsstatistik der letzten drei Kriegswinter 
bestätigt das zur Genüge, denn hilflos steht 
der den tückischen Gefahren des Gebirges 
gegenüber, der sie nicht erkennt und nicht 
zu meiden weiß. Furchtbar und verborgen 
lauert das Verderben in den Bergen. Hüllt 
es sich nun in das Weiße Gewand der 
Lawine, donnert es herab im alles zer¬ 
malmenden Steinschlag, zuckt es nieder im 
lohenden Blitze, gähnt es empor aus der 
geborstenen Tiefe blauer Eisströme, fegt es 
in Mark und Bein verzehrendem Eishauch über die Schneefelder oder schleudert es von jäher 
Wand den Kletternden nach losgelöstem Griff rücklings in die Tiefe — nirgends tritt es mit 
offener Stirn dem Eindringling entgegen. Versteckt und geduckt wartet es sprungbereit auf sein 
Opfer. Wehe dem, der es nicht voraussieht. Das hatte der einzelne zu lernen! Der Mann 
Lawinenunglück. Rettungsarbeiten des II./14. Baons auf der Lima Valbona. 
Lima di Campoluzzo, 1775 m. 
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