Volltext: I R 14

Die Schwierigkeit des Gebirgskrieges kann im allgemeinen auf nachfolgende Ursachen 
zurückgeführt werden: 
1. Steigerung der physischen Anforderungen, die an die Leistungen des einzelnen gestellt 
wurden; 
2. Steigerung der Lebensgefahr durch Hinzutritt der objektiven und subjektiven alpinen 
Gefahren; 
3. unverhältnismäßig großer Arbeits-(Energie-) Verbrauch zur Durchführung des Nachschubes; 
4. Gebundenheit des taktischen Willens durch das Terrain. 
Nicht jeder Mensch eignet sich zum dauernden Aufenthalte im Gebirge. Abgesehen von 
jenen bereits pathologischen Naturen, die unter den Erscheinungen von Bergkrankheit und 
Schwindelgefühl leiden, sind noch immer Herz und Lunge jene Organe, deren Qualität da in 
erster Linie für Gebirgsdienst in 
Betracht kommt. 
Selbst gesund, können Herz 
und Lunge, schwächlich veranlagt 
oder mißbraucht, im Gebirge rasch 
versagen und ernstlich erkranken. 
Man kann sagen, eine günstige 
Allgemeindisposition liegt bei den 
ineisten vor. (Leider wurde sie, 
namentlich zu Kriegsbeginn und 
durch unverständig übertriebene 
Anfangsbemühungen, nur zu oft 
zu schänden gemacht.) 
Hier mußte die Schulung, das 
langsame, vernunftentsprechende 
Training, Platz greifen, um die 
Organe sukzessive zur forcierten 
Arbeitsleistung zu erziehen. Viel nebensächlicher ist die muskuläre Konstitution des Mannes. 
Der Muskel eines gesunden Körpers akkommodiert sich rasch an ungeläusige Arbeit und Bewegung. 
Anfangs konnte man nur zu oft die Wahrnehmung machen, daß, irgendwo aus dem 
Hinterlande oder einem ebenen Frontteil, rasch herbeigezogene Formationen, die nach langem, 
mühevollem Bergmarsch eingesetzt werden mußten, mit einem unerhörten Prozentsatz von Nach¬ 
züglern und Maroden in Stellung gelangten, was nicht zu verwundern ist; mochte die Truppe 
in der Ebene noch so gut marschiert sein, es fehlte ihr das Training der Bewegung im Gebirge. 
Später wurde es dann obligatorisch, als Truppen ihre Marsch- oder ihre erprobte Sto߬ 
kraft ganz eingebüßt hatten, Formationen und Truppen anderer Frontteile, die zum Gebirgs- 
dienste herangezogen wurden, durch geraume Zeit im Etappenbereiche an die Bewegungen und 
den Aufenthalt im Gebirgsterrain zu gewöhnen. 
Damit war bereits viel gewonnen. Denn die Ausbildung des Gros der im Gebirge 
operierenden Truppen braucht nicht viel weiter zu gehen, als den Mann für die ungewohnte 
Bewegung widerstandsfähig zu machen und ihn über die typischen Gefahren des Gebirges und 
ihre Vermeidung aufzuklären. 
Denn gerade jene Teile des Gebirgslandes, Hochebenen, Pässe, Täler, in denen Massen¬ 
entfaltungen, daher auch Kampfhandlungen größeren Stils möglich sind, gehören im großen 
ganzen nicht zu den mit technischen Fertigkeiten zu bewältigenden Gebieten. 
Um aber die allenfalls auch da auftretenden Terrainhindernisse zu bewältigen, müssen, eben 
auch auf allgemein weniger schwierigen Stellen der Gebirgsfront, speziell ausgebildete Forma¬ 
tionen eingestreut sein, deren technisches Können an die Bewältigung aller Hindernisse heranreicht. 
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