Volltext: I R 14

Väterchen konnten doch nicht so lange stören — und Väterchen Bäuerlein trollten denn un¬ 
verrichteter Dingchen von dannen. 
Wir holten uns nun vom Koch Markbeiner. Es ist da interessant zu beobachten, wie die 
Fahrküchen etwa eine halbe Stunde vor der Menageverteilung von allerlei bentelüsternen Gesellen 
umlagert werden. Der eine nagt an einem Riesentrumm Knochen, der zweite will ein Stück Leber, 
der dritte schwärmt sür Milz, der vierte sucht Mark. Und es ist überhaupt seltsam, um die Gunst der 
Herren Köche buhlt so hübsch alles, von oben bis unten, und man opfert so manche Zigarette 
oder auch mal Krone. Es ist nämlich gar nicht unangenehm, so zeitweilig statt eines Knödels 
zwei zu erhalten oder sich mal eine „Kawa"-Konserve verschaffen zu können. Auch ein Bröckel 
Schmalz verschmäht man nicht, und wenn man Salz oder Zucker oder Erdäpfel braucht, so 
kann einem halt auch oft nur die Küche aushelfen. Da zeigt man sich denn erkenntlich. 
Wir haben heute bereits Marschweisungen bekommen und mit der Mannschaft über 
das Betragen während des Bahntransportes Schule gehalten. Man sprach von sechs Fahrt¬ 
tagen. Ich habe dabei auch bemerkt, daß unser Hauptmann, der Baonskommandaut, in 
Väterchens Hütte logiert. — Und ich sagte: 
„Du, Erich, unser Holz wird knapp!" 
„Das ist bös." 
Und suchten zu „requirieren". Vergebens. - 
„Du, Erich, unser Holz wird knapper!" 
„Das ist sehr bös." 
Und wir suchten zu „requirieren". Vergebens. — 
„Erich, unser Holz ist zu Ende!" 
„Das ist äußerst bös." 
Nun aber mußte „requiriert" werden, woher's denn auch sei! 
Bei Väterchen? O, Väterchen hat keinen Splitter mehr! Auch um Väterchens Haus 
ist jedes Pflöckelchen längst aufgelesen und Väterchens Wald der ist weit. Aber — eine Rettung! 
An Väterchens Haus da lehnt Väterchens — Häuschen. Drauf steht: „Für Offiziere". Und 
Väterchens Häuschen ist mit dicken Brettern lose gedeckt. 
Sind sie ein notwendiges Bedingnis? Nein! Na also! 
Wir „schießen" mithin in der Dämmerung eines der Bretter. Einer hebt es und schiebt 
von innen, der andere zieht von außen. Wrängg! — und ist schon geschehen; eilig wandert 
der Raub in unsere Höhle. „Und niemand hat's gesehn . . . ." 
Aber — wir wollen uns doch gründlich versorgen! Also nochmal! — Behutsam 
stehlen wir uns hin. Keine Seele ist zu erblicken. Packen wir an! Wrän, wrän — wrängg! 
Aber da brüllt uns etwas an, fürchterlich, entsetzlich, nanienlos, und war die Stimme des 
Hauptmanns — von innen. Da sind wir zum erstenmal — davongerannt. 
„Pythia!" Aber das Orakel war eindeutig! 
Als wir uns später wieder aus der Deckung wagen, erwischen wir unwillkürlich einen 
Infanteristen, der irgendwo, irgendwo — Stroh „geschossen" hat. Der gute Mann bekommt 
es sichtbarlich mit der Angst. Arg mit der Angst. Wir aber blicken — großmütig zur Seite. 
Wenn der wüßte, wüßte, daß auch die Herren Zugskommandanten . na, und 
so weiter. 
G. Der Vorabend. 
Von Karl Dankwark Zwerger. 
Von welchem Vorabend ich rede? Meine Lieben, wenn man in Südtirol spricht, des 
Kaisers Rock trägt und das Jahr 1916 schreibt, dann gibt es nur einen Vorabend: den 14. Mai! 
Ihn will ich erzählen:
	        
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