Volltext: I R 14

Wieder ist es der hünenhafte, starknervige Lt. Remele, welcher die Kaiserjäger auf den 
rechten Weg bringt und dadurch die Ablösung ermöglicht. Der Jägerbaonskommandant Hptm. 
v. Hafner wird von mir eingehendst instruiert. „Stolz lieb' ich den Spanier" ■— dem Kaiser- 
jäger werden meine Ratschläge zu viel. 
Um 3 Uhr 30 Minuten früh ist die entsetzliche Ablösung beendet. Apathisch geht es 
den Todesweg zurück nach Dosso del Fine. Um 7 Uhr früh verlasse auch ich mit Hptm. Spazil, 
Oblt. Bauer und Lt. Remele diesen großen Friedhof. Noch am 18. Juni um 11 Uhr abends 
wird Larici total ausgepumpt erreicht. Soldatische Ehrlichkeit gebietet, auch der unverwüstlichen und 
den 18. und 19. Juni übersteht, erlebt das Ende des Krieges". Die lieben Katzinger stelzen 
doch bei jeder Gelegenheit auf dem Kothurn. 
Ins Mark trifft mich der telegraphische Befehl: „Das Baon ist sofort zu alarmieren 
und marschiert nach Dosso del Fine!" 
Der fürchterliche Weg, nachdem wir knapp 12 Stunden in Larici geweilt, muß noch 
einmal gemacht werden. 
Da ist in der Front ein Unglück geschehen, sonst hätte man das todmüde, verblutete 
Baon nicht unmittelbar nach dem Beginne der Erholung zurückbefohlen. 
Trotz des „sofort" wird erst nach der Menage um 2 Uhr 30 Minuten nachmittags 
der schwere Weg, nach einer Ansprache an die Mannschaft, angetreten. Jeder muß das letzte 
hergeben; das neuerliche Hineinwerfen, der dem Umfallen nahen Truppe in die nun bekannte 
Hölle, ist eine enorme Belastung der Disziplin, doch die Hessen haben auch diese schwerste Probe 
der Manneszucht bestanden. 
In Reihen, bei Beobachtung aller möglichen Marscherleichterungen, geht es, an einem 
30 5-em-Mörser vorbei, auf den Kempelrücken. 
Wie ein Baby winselnd schrauben sich die Riesengeschosse des Mörsers durch die Luft. 
Der Italiener antwortet prompt mit drei 28-om-Granaten. Um 4 Uhr 30 Minuten nachmittags, 
dem Baone vorauseilend, treffe ich beim 6. Divisionskommando wieder ein. 
Die am Wege gehörten abenteuerlichen Gerüchte werden nun offiziell auf das Tatsäch¬ 
liche reduziert. Doch es steht schlimm. 
Mein Ablöser Hptm. v. Hafner, mit den Resten des 2. Baons des 4. Kaiserjägerregi¬ 
ments, ist gefangen. Die anschließenden drei Kompagnien, des eigenen 3. Baons im Rücken 
gefaßt, erlitten dasselbe Schicksal. Massenhaft zu Fuß und per Auto zurückströmende Verwun¬ 
dete, meistens vom 4. Baon, erzählten erschütternde Details. Als Brigadereserve, von schweren 
tapferen Bosniaken zu gedenken, spe¬ 
ziell der heldenmütigen 3/27. Marsch¬ 
kompagnie des bosn.-herz. Infanterie¬ 
regiments 2, welche, ohne selbst zum 
Kampfe eingesetzt zu werden, Muni¬ 
tion, Handgranaten und technisches 
Material durch das Höllenfeuer in 
benachbarte Abschnitte trug. 
Porta Lepozze. Gefallene Italiener werden beerdigt. 
19. Juni. Was nützt ein selbst 
totenähnlicher Schlaf — um 10 Uhr 
vormittags weckt uns ein Höllenlärm. 
Fliegerangriff — 17 Apparate in 
der Luft — 8 Fliegerkämpfe. Die 
herabsausenden Bomben krachen zwar 
mörderisch, aber verfehlen ihr Ziel. 
In Unmengen abgeworfene Flug¬ 
zettel des Feindes besagen: „Wer 
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