Volltext: I R 14

Doch nun zum Berichte: 
Der für die tieferen Lagen, des tirolisch-italienischen Grenzgebietes, ganz ungewöhnlich 
schneereiche Winter 1916/17 — die sogenannten ältesten Leute konnten sich an solche Massen 
nicht erinnern — legte die Aufklärung der Kaiserjägerdivision, in deren Verbände das 2., 3. 
und 4. Baon kämpfte, lahm. 
Wo die Dichte und Festigkeit der Schneemenge es erlaubte, kam wohl die Polartaktik 
zu Ehren und ganz wundersame Heldcnstücklein wurden vollbracht; für uns jedoch hieß es warten. 
Der sonnige März 1917 mit seinen hohen Mittagstemperaturen, und die erste Hälfte des 
frühlingsmäßigen April, ließen an den Schneepegeln nur ein langsames Abschmelzen der weißen 
Decke erkenne». 
Vom 11. Armeekommando im warmen Etschtale kamen immer dringendere, von den 
Zwischenkommanden entsprechend verstärkte Befehle, mit den Unternehmungen zu beginnen. 
Es mangelte jede Kenntnis der Besetzungs¬ 
verhältnisse beim Feinde, denn der Winter hatte 
alle eigenen Aktionen ausgeschlossen, und bei dem 
metertiesen Schnee waren natürlich auch die ita¬ 
lienischen Überläufer ausgeblieben. Außerdem sollte 
das gerade fertig ausgebildete Armeesturmbaon in 
Levico, bei den geplanten Überfällen, zum erstenmal 
seine Sturmpatrouillen erproben. 
Der Umfang der Unternehmungen war vom 
Höchstkommando sehr bescheiden gedacht — einige 
Gefangene von verschiedenen Frontteilen wurden als 
genügend bezeichnet — doch verlangte man ein abso¬ 
lutes Gelingen, um einerseits die Sturmpatrouillen 
selbstsicher zu machen, nicht abzuschrecken und der 
Truppe anderseits Vertrauen, zu dieser wahrhaft 
exzellenten Spezialformation, einzuflößen. 
Jedwede Unterstützung, durch eigene Artil¬ 
lerie sowie besondere Kampfmittel, wurde zugesagt. 
Nun begann ein Pläneschmieden und Vor¬ 
schlägeunterbreiten, wobei die einleuchtend günstigen 
Verhältnisse beim Herrn Nachbar liebevoll hervor¬ 
gehoben wurden. 
Aber ich war der Rangjüngste — und 
schließlich und endlich wurde die einzige Möglichkeit, etwas zu unternehmen, bei mir erkannt. 
Die fürgewählte Einbruchstelle war zwar erkundet, aber nun erst setzte, mit der Unter¬ 
stützung aller im betreffenden Raume befindlichen Offiziere und Soldaten, eine intensive Tätigkeit ein. 
Galghera wurde die Losung. — Diesen klingenden Namen trug die starke feindliche 
Vorstellung, ein Weiler, oberhalb des Talortes Laghi, der, drahtumstarrt auf kahler Rückfalls¬ 
kuppe gelegen, mit 5—6 Hausruinen gleich kariösen Zähnen aus der Schneemasse bleckte. 
Besetzungsstärke unbekannt — von dort fiel selten ein Schuß. Die Italiener verstanden 
es meisterhaft, jedes Lebenszeichen zn vermeiden — denn trotz der in jüngstvergangener Zeit 
noch barbarischen Kälte wurde dort niemals Rauch oder Bewegung beobachtet. 
Unsere Feldwachen 7 und 8, zirka 400 —500 Schritte vor der eigenen Linie, lagen 
auf Pfeilschußweite von dem erkorenen feindlichen Objekte entfernt. 
Der tapfere Fähnrich Flatz kroch zweimal, mit Brettchen an den Händen und Knieen, 
auf allen Vieren bis zum feindlichen Draht, sondierte die Schneeverhältnisse und erkundete die 
Einbruchswege. 
235 30» 
Galghera (im Tale Laghi). Hintergrund, die Castellispihen. 
235
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.