Volltext: I R 14

Direktion Biorkow-maly. Fahne fliegend in der Schwarmlinie, unter der schneidigen Obhut 
des Fhr. i. d. R. Franz Lasser, Sohn des Herrn Franz Lasser, Kanzleivorstand des oberöster¬ 
reichischen Landesausschusses in Linz. 
Um 11 Uhr vormittags erhält der Regimentskommandant, Oberst BeneZ neben mir 
vorlaufend, einen Gewehrschuß in die Leber, tot. Ich übernehme das Regimentskommando. 
Persönlich, in vorderster Linie, eingreifend gelingt es mir, die durch die Feuerwirkung etwas 
zerstreuten, stark im Verlust befindlichen Frontstücke in die richtige Direktion südlich der Straße 
und vorwärts zu bringen, so daß das Regiment um 4 Uhr nachmittags sturmbereit am Ravin 
bei Biorkow-maly steht. Nachdem die Nachbarn zurückgeblieben, wird erst deren Anschluß ab¬ 
gewartet und bei einbrechender Dunkelheit gebe ich den Befehl zum Sturm. (Glaublich der erste 
Stoß in der ganzen weiten Front.) Im Generalstabswerk Streffleur — „Schlacht bei Krakau" 
Seite 20— heißt es: „Die dritte Division hat die Höhen Biorkow-maly als erste erstürmt. 
Russen überall überlegen." 
Wir machen 150 Gefangene, darunter ein russischer Major. Schließlich muß doch 
das Eintreffen der zurückgebliebenen Nachbardivision abgewartet werden, und so kam es, daß 
in den folgenden Tagen das Regiment neuerdings die Stellung bei Wronin stürmen muß, von 
der linken Flanke her, (Biorkow-maly) arg im feindlichen Jnfanteriefeuer, stark beschossen aus 
den im Viereck erbauten feindlichen Gräben vor der Front und unter dreiseitigem Artilleriefeuer. 
Ich war dabei an der Spitze des Regiments in der Schwarmlinie. Das Regiment verlor vom 
17. bis 20. November 1914 20 Offiziere und 500 Mann an Toten und Verwundeten. Unter 
anderen gefallen Lt. Speil, verwundet Hptm. Kral, Fhr. i. d. R. Franz Lasser (Fahnenführer), 
Oblt. Bahn usw. Ebenso ungezählte tapfere Mannschaften (Kästner, Radlgruber, Schauböck, 
Lunerstorfer, Fiedelberger usw.), alle in meiner Nähe. 
Die Russen gehen, von uns verfolgt, hinter die Szreniawa zurück. 
Regimentskommandant war ich als Oberstleutnant des Infanterieregiments Nr. 14. 
Episoden aus den Kämpfen vom 18. September bis 28. Sooemder 1814. 
Gefreiter Johann Lehner rückte am 2. August 1914 zum Regimente (2. Feldbaon) ein. 
Dasselbe stand, unter meinem Kommando am San bei Rzuchow, 4 km östlich von 
Lezajsk durch 38 Stunden im Kampfe. Der Feind lag an Zahl weit überlegen und in Etagen 
eingegraben uns gegenüber. Im Rücken brannten die Häuser und die feindliche Artillerie feuerte 
lebhaft aus drei Richtungen. 
Ich hatte den Eindruck, daß die eigenen Truppen die Stellung räumten, denn das 
2. Baon hatte beiderseits keinen Anschluß mehr und war allein. Am 16. Oktober 1914 brachten 
Lehner und 10 Mann mit Todesverachtung Verpflegung und Munition in die Schwarmlinie. Am 
18. Oktober 1914, in obgenannter schwieriger Situation, ivollte ich mit meinem Baon dem Schicksal 
der Gefangennahme entgehen, anderseits konnte ich aber ohne Befehl den Rückzug nicht antreten. 
Ich stellte daher die Frage nach einem Mann, der sich freiwillig durchschlägt, um von rückwärts 
einen Befehl zu erlangen. Der mündliche Verkehr war nur liegend, jeder andere nur laufend 
möglich. Die Russen gaben ständig Zugsalven ab, schossen mit Maschinengewehren aus verschie¬ 
denen Richtungen, gleichgültig ob sich ihnen auf unserer Seite ein Ziel bot oder nicht. Dies 
ging die ganze Nacht fort. Gefr. Lehner meldete sich sofort und lief sprungweise nach einer ihm 
gezeigten Richtung zurück, um von irgend einer höheren Stelle eine Orientierung zu erbitten. 
Endlich nach 5 Stunden kam Gefr. Lehner mit einem schriftlichen Befehl zurück: „Sanlinie 
aufgeben, befohlener Rückzug auf Wola-Zarczyska." 
Die Tat des Gefr. Lehner stellt sich infolge der Schwierigkeiten des Terrains (Wasser¬ 
gräben usw.), dann durch das konstante Jnfanteriefeuer, das Sperrfeuer der feindlichen Artillerie, 
und weil die umliegenden Ortschaften in Brand geschossen waren, als eine hervorragende Leistung
	        
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