ein so übermächtiges Sperrfeuer zwischen ihren Draht und die Angreifer, daß selbst ein zweites,
äußerst genau gezieltes Trommeln den Erfolg nicht erzwingen konnte und die vorgeprellten
Sturmpatrouillen genötigt wurden, bis zum Einbruch der Dunkelheit vor den feindlichen Gräben
liegen zu bleiben. Es scheint, als ob der Feind, der mit hervorragenden Abhorchapparaten
arbeitete, trotz aller Vorsicht aus telephonischen Gesprächen einen Schluß auf die eigenen An¬
griffsabsichten ziehen konnte, doch waren glücklicherweise die eigenen Verluste unbeträchtlich. Das
2. Baon verzeichnete am Abend gar nur einen Leichtverwundeten. In der Nacht wurden auch
diese beiden Baone herausgezogen und marschierten »ach Lamon, wo nach langer Zeit das
Regiment wieder einmal vereinigt wurde.
In bescheidener Würdigung der Taten des Regiments haben wir es bisher unterlassen,
in der Niederschrift der Ereignisse die Belobungen, welche ihm in zahlloser Weise im Laufe von
vier Kriegsjahren zuteil geworden, zu verzeichnen; ein Lob aus Feindesmund soll aber hier
festgehalten werden. Am 23. November gefangengenommene Offiziere des Alpinibaons Spluga
gaben, bei ihrer Einvernahme durch die 18. Jnfanterietruppendivision, ihrer unverhohlenen
Anerkennung über das Regiment
einmündig Ausdruck: „Wir sind
von Bewunderung über das In¬
fanterieregiment 14 erfüllt."
Es ging ein Aufatmen durch
das Regiment, als es nach den
Kämpfen, Entbehrungen und Müh¬
salen, nach den anstrengenden
Märschen und der damit natur¬
gemäß verbundenen schleppenden
Verpflegung, welche die beiden
Monate mit sich gebracht hatten,
wieder in geordnete Verhältnisse
kam. Bei köstlicher Gebirgsluft,
Lamon. regelmäßiger und reichlicher Kost
fanden Offizier und Mannschaft
bald von all den vergangenen heißen Tagen Erholung, nur eines vermißten sie, das war ein
Ofen zur Erwärmung der erstarrten Glieder. In den italienischen Dörfern fehlte trotz der
beträchtlichen Kälte, welche in den Bergen herrschte, dieser gemütliche Freund im Hause, und
so mußten sie auf kalten Dielen schlafen, bis Schwarmöfen eintrafen. Auch die in der
Heimat landläufige Vorstellung, daß in Italien die Pomeranzen, Limonien und Feigen wie
die Mostäpfcl wachsen, haben die Hessen sehr bald korrigieren müssen. Wir waren sozusagen
auch dort immer im oberen Mühlviertel. Der 13. Dezember wurde wieder auf der Landstraße
verbracht und am nächsten Tage traf das Regiment im Raume von Belluno ein, wo die
Baone in Giamosa, Mier und Salce in Quartiere kamen, in der frohen Hoffnung, das Weih-
nachtsfeft des vierten Kriegswinters einmal außerhalb der Gefahrenzone verbringen zu dürfen.
Aber ach! Sie hatten die Rechnung ohne den Wirt, der kriegerischen Obrigkeit, gemacht,
welche die Weihnachtstage zum Marsche in die neue Stellung bestimmt hatte. Umsonst waren
die Unterkunftsräume in den freundlichen Dörfern mit Tannenreisig geschmückt. Schon am
21. Dezember sehen wir das Regiment wieder in Bewegung, im Marsche über Feltre nach
Facen. Dort ergänzte es aus dem 33. Marschbaon die Abgänge bei de» Kompagnien und
am 2b. Dezember früh stampften die Baone 1 und 2 im tiefen Schnee durch das Stizzonetal,
um am Col dell' Orso in Stellung zu gehen. Das war für die braven Oberösterreicher freilich
eine große Enttäuschung, aber mit harten Gesichtern, hart wie das Leder ihrer Patronentaschen,
ging cs wieder an den Feind. Man marschierte über Seren —Poffat in südlicher Richtung am
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