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glänzten Felsen und Heide, wo der Winter dieselben durch die stechende Sonne freigegeben. 
Hier und dort lag ein Toter, der noch nicht geborgen werden konnte, rosteten die Gewehre der 
Verwundeten, neben ungezählten Blindgängern, von den leichtesten Feldkanonen und den 
modernsten Geschützriesen stammend. In dieser Nacht war das Feuer abgeflaut und die Ablösung 
stieß auf keine größeren Hindernisfe — der Italiener hatte die Hessen vom 2. und 4. Baon kennen 
gelernt und dabei ordentlich seine Hörner abgelaufen — vorderhand schien er genug zu haben. 
Auch der 16. und 17. Juni brachte außer dem niemals aussetzenden Sperrfeuer kein 
Ereignis von Bedeutung. Man wußte, daß diese Ausbuchtung unter allen Umständen nur 
eine provisorische Stellung bedeuten konnte, hatte weder Zeit noch Material für einen nennens¬ 
werten Ausbau, verwendete aber, soweit die Möglichkeit gegeben war, wenigstens Sandsäcke 
zur Herstellung eines einfachen Kopfschutzes. Das Schwergewicht wurde auf die Beobachtung 
Baonsreserve am linken Flügel, gedeckt an einem Hange. In diesem Feuer, das keinen Meter 
Boden unberührt ließ, die Steine zu Fontänen aufpeitschte, in diesen Minenexplosionen mit 
ihrer rasierenden Seitenwirkung, welche Arme, Kopf, Beine wie Zwirnfäden abriß, gab es 
nirgends eine Deckung. Auf der Höhe 2051 war ein Grabenüberrest, in dem einige Leute der 
Maschinengewehrabteilung 1 Schutz suchen wollten. Die umherliegenden Toten gaben kurz darauf 
Zeugnis von der Zielsicherheit der feindlichen Vormeister. In den furchtbaren Morgenstunden des 
18. wurde das Baon Sauer (2) von dem 4. Baon der Kaiserjäger 2, Hptm. v. Hafner, abgelöst. 
Aber die Intensität des Feuers war noch nicht auf ihrer vollen Höhe angelangt. Nach 
7 Uhr früh steigerte sich der Wirbel zur Hölle. Lage auf Lage der schwersten Minen und 
größten Projektile ging auf die armen braven Baone nieder. Das Gewehr anschlagfertig in 
der Hand feindwärts spähend, so lagen sie hinter dem fraglichen Schutze des Gesteins, uner¬ 
schüttert auch in dieser entsetzlichen Not. Längst waren die Telephonleitungen zerstört, eine 
Wiederherstellung während des Hexensabbats unmöglich und Ordonnanzen, die den Verkehr 
aufrecht erhielten, besser gesagt sollten, starben in Erfüllung ihrer Pflicht. Jeder lebte und 
bangte in einer Ungewißheit, mit einem Gefühl der Ohnmacht, doch vollbewußt, dies bedeutet 
die Einleitung zu etwas Schrecklichem. Wie aber sollte im entscheidenden Augenblick die 
Artillerie verständigt werden, nachdem alle Verbindungen versagten und Leuchtraketen in den 
dicken Rauch- und Nebelwolken unsichtbar bleiben mußten? 
Um 9 Uhr vormittags begann die erste Angriffsbewegung, vorwiegend gegen den 
rechten Flügel des 3. Baons gerichtet, wo sie durch die prachtvollen Jungens der 12. Kom¬ 
pagnie eine kräftige Abweisung erfuhr. Das genügte vorläufig. Die italienische Taktik muß 
des Feindes gelegt, hinter dessen 
erzwungener Ruhe das Ausholen 
zu einem neuen Schlage vermutet 
wurde. 
Untere Reihe: Oblt. i. d. R. Schatzberger Ernst, Oblt. Kern Franz, Oblt. i. d. R. Krennbauer 
Josef, Oblt. Rachbauer Kermann. 
Obere Reihe: Oblt. i. d. R. Benda Anton, Lt. Sturm Max und Oblt. i. d. R. Roeger Josef. 
Am 17. Juni knapp vor Mitter¬ 
nacht setzten seine Geschütze zu 
einem nächtlichen Konzerte ein, 
welches, sukzessive von seiner ge¬ 
samten Artillerie bestritten, nicht 
eher ruhte, bis undurchdring¬ 
licher Rauch Freund und Feind 
verhüllte. Vorzugsweise lag das 
Feuer auf den Räumen des 1. und 
3. Baons und schwoll um 7 Uhr 
früh zu einem Orkan von un¬ 
geheurer Gewalt an. Die 3. und 
halbe 1. Kompagnie lagen als 
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