Volltext: I R 14

Slm 21. März verließ es die im Winterkleide starrenden Wälder und trat in den 
Verband des 3. Korps, um die Talsperre bei Pedescala im Astachtale zu übernehmen. Von 
Carbonare zieht die schöne Straße in weiten Windungen in das tiefe, romantische Tal hinab, 
läuft immer am Muße entlang, über Lastebasse, Carotti, bis zu dem freundlichen San Pietro. 
Die erstgenannten Dörfchen, in echt italienischer Bauart, machen mit ihren ungetünchten, nackten 
Mauern, kleinen Fenstern und dem vielen Schmutze einen gar nicht anheimelnden Eindruck — 
es sind Räuberhöhlen, die beim Anblicke schon ein Jucken verursachen. Im Frieden die Heimat 
eines bodenständigen Schmugglertums, wirken sie in der prangenden Frühlingssonne des üppigen, 
grünen Tales, mit ihrer öden, kunstlosen Zweckmäßigkeit, wie garstige Flecke. Derartig gott¬ 
verlassene Ortschaften bildeten selbstverständlich eine seltene Ausnahme. San Pietro, das schon 
in dem Bereiche der feindlichen Batterien lag, konnte durch eine gut maskierte Straße auch 
tagsüber erreicht werden. Knapp vor dem Ortsrande zog unsere, stark mit Drahthindernissen 
geschützte zweite Stellung hin. Die Hauptwiderstandslinie verlief über Forni, einem größeren 
Dorfe am rechten Flußufer, das, schon längst in Trümmer geschossen, immer noch mit magne¬ 
tischer Kraft die feindliche Artillerie beschäftigte. 
Das Baon löste das gleichnumerierte des Infanterieregiments 51 ab und übernahm dessen 
Stellung im Tale und an den rechtseitigen Hängen. Zwei Tage später traf auch das 3. Baon, 
nach vier Wochen großstädtischen Lebens 
in Trient, wo es von Sr. bischöflichen 
Gnaden, dem Linzer Bischöfe Dr. Gföllner 
besucht wurde, ein, bezog die Gräben der 
Deutschmeister am östlichen Talhange 
und dem anschließenden Plateau von 
Casteletto, welche das Val d' Assa sperrten. 
Sämtliche Stellungen waren be¬ 
liebte Ziele der schweren Artillerie, dessen¬ 
ungeachtet aber ein angenehmer Aufent¬ 
halt, da sie, schon durch das Gelände ge¬ 
schützt, deni Gegner keine Angriffschancen 
boten. Außerdem drohten zu beiden Seiten 
die von den Baonen zur Stärke wirklicher 
Forts flankierend ausgebauten vorsprin¬ 
genden Felskuppen ,,Tiger" und „Gibraltar". Ein italienischer Vorstoß, wenn ihm schon ein 
Durchbruch durch die versumpften Talstellungen gelungen wäre, mußte hier in die größte Be¬ 
drängnis kommen. Es waren also einmal die Italiener, welche einen Angriff auf Arsiero 
befürchten konnten. Sie hatten zu ihrer Sicherheit vor und hinter Pedescala, auf den südlich 
der Assaschlucht gelegenen Ardehängen, ferner bei Casa Ratti ein Verteidigungssystem mit zahl¬ 
losen kreuz- und querverspannten Hindernissen angelegt, das auch ein Vorgehen unsererseits 
hätte bremsen müssen. Diesem Umstande war es auch zuzuschreiben, daß in den Stellungen 
eine recht behäbige Sorglosigkeit einriß, welche das sonnige Frühjahr, dessen Wärme den aus¬ 
gefrorenen Soldaten wundersam das Herz weitete, noch erhöhte. Man hörte die Hessen aller¬ 
orts singen und jodeln. 
Die schäumende Astach mit ihrem Torrentencharakter war reich an Forellen, nach denen 
eifrig gesischt wurde, ja es ist vorgekommen, daß allzu leidenschaftliche Angler am Bachufer 
saßen, bis einige wohlgezielte Schrapnells sie veranlaßten, die,Beine in die Hand zu nehmen. 
Auch Gemsen wurden von „tachinierenden" Jägern, die der Jagdtrieb bis in das Gebiet der 
Tonezzaspitze gelockt hatte, zur Strecke gebracht. 
Mit der im Mai einsetzenden 10. Jsonzoschlacht war es auch mit der friedlichen Stille 
im Asticotale vorbei. Scheindemonstrationen, um die Aufmerksamkeit des Gegners zu erregen, 
Deckung der M. G. fr. II, Cimone-West. Oblt. Franz Lasser, Lt. Plakolm. 
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