Volltext: Krieg und Kunst

VORWORT 
Aus allen großen Epen und Dramen der Menschheit stöhnt und 
dröhnt uns der Krieg entgegen; alle Völker haben, seit sie in der Kunst 
darstellen, den männer mordenden Krieg gemalt und gemeißelt. Von den 
Reitern des Parthenons, dem Fugbild der Alexanderschlacht, dem Giganten¬ 
kampf des Pergamonfrieses, den römischen Siegessäulen und Triumph¬ 
bögen, auf denen unsere Vorfahren dargestellt sind, bis zu den großen 
Entwürfen Michelangelos, Lionardos und der „Übergabe von Breda“ des 
Velazquez geht eine geschlossene Entwicklung der Kriegsdarstellung, die 
fast neben dem Menschen noch einen zweiten Helden kennt: das stolz 
sich bäumende Pferd mit der wehenden Mähne und dem feurig blitzenden 
Auge, wie es uns auf Menzels schönstem Bild, dem „Überfall von Hoch- 
kirch“, entgegenjagt und das selbst auf den Bildern des ganz und gar 
nicht leidenschaftlichen Holländers Wouwerman als Schimmel der Träger 
hellsten Lichtes ist. 
Die Darstellungen des Großen Krieges mit den leeren Gefechtsfeldern, 
mit den in die Erde versenkten, eingegrabenen Fronten, mit den mangeln¬ 
den Farben (das Rot der französischen Hosen und die auffallenden 
Farben der österreichischen Reiterei zu Anfang des Krieges wurden als 
zeitfremd und ungehörig empfunden) zwangen, neue Wege zu suchen. 
An Stelle des Pferdes waren die Pferdekräfte getreten, an Stelle der 
schönen Bewegung der Ausdruck in den Gesichtern der grauen Soldaten. 
Die rätselhafte Anziehungskraft, die alle Bilder des Kampfes ausüben, 
war geblieben. Denn das Erlebnis, hinter dem der Tod steht, ist für alle 
so stark, daß sie in ihrem späteren Leben nie mit dem Kraftwagen durch 
die Nacht fahren könnten, ohne an das Aufleuchten der Scheinwerfer 
im zerschossenen Wald denken zu müssen; keine Straßenbahn kann 
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