Volltext: Krieg und Kunst

lichkeit gegenüber bemerkbar zu machen, besonders eindringliche Leistun¬ 
gen vollbringen. Sie können das natürlich nur, wenn sie die Wirklichkeit 
zu Sinnbildern verdichten. Aus der Weltkriegsmalerei hat auch nur das 
die Zeit überdauert, was die großartige Haltung des Frontsoldaten oder 
die charakteristische dramatische Situation zu Sinnbildern erhob. Nur wo 
der künstlerischen Phantasie diese Verdichtung der Wirklichkeit gelang, 
überstand das Werk die Zeit. Wo die Phantasie noch romantischen Vor¬ 
stellungen anhing, oder wo knechtisch die Wirklichkeit mit ihren bunten 
Zufällen abgebildet wurde, entbehrte die dargestellte Wirklichkeit der 
höheren Wahrheit. Sie überzeugte nicht mehr. 
Wir können bei den Kriegsbildern aus dem jetzigen Krieg beobachten, 
daß die Künstler gleich entschlossen das Sinnbild zu gestalten suchen. 
Paul Padua zum Beispiel malt einen Panzerführer in einem fahrenden 
Panzer. Dieser Panzerführer ist als Typus aufgefaßt, als der harte, kühn 
vorausblickende Mann des technischen Krieges und als Beispiel besten 
deutschen Soldatentums. Padua malt außerdem Männer in einem Schlauch¬ 
boot beim Übersetzen als atemlosen Stoßtrupp, als eine ein Wille gewor¬ 
dene Kampfgruppe, als ein fliegender stählerner Pfeil, gelenkt von der 
scharf ausgeprägten Energie des im Boot stehenden jungen Offiziers. Bei 
Rudolf Hengstenberg sind vorpreschende Kradschützen die mit wachen 
Sinnen und sprungbereiter Kampfkraft weit ins Ungewisse vorstoßende 
elastische Spitze der kühn ausgreifenden Stoßkraft des deutschen Heeres. 
Die Kunst muß die sichtbare Wirklichkeit zu Sinnbildern erhöhen. Sie 
muß das Vorbild formen und die Kraft zum Vorbild, und sie muß die 
Wirklichkeit zeigen, in der es sich bewährt. 
Wilhelm Sauter hat diesem Soldatentum einen sinnbildlichen Ausdruck 
gegeben: „Der ewige Musketier.“ Hinter dem reifen Mann im Stahlhelm 
steht der junge mit einem Ernst in den gemeißelten Zügen, der nicht 
geringer und nicht weniger entschlossen ist als der des erfahrenen älteren 
Kriegers. So stehen die beiden als Kameraden auf der zerrissenen Kampf¬ 
erde und sind gleichzeitig auch die Generationsformen des ewig gleichen 
deutschen Typus. Eine Generation löst die andere ab. Aber die Haltung 
bleibt dieselbe. Das hat Georg Siebert sehr schön in seinem Bild „Meine 
Kameraden in Polen“ festgehalten. Da marschiert der Frontsoldat aus 
dem Weltkrieg neben dem jungen Soldaten mit dem SA.-Sportabzeichen. 
Der junge Krieger des Weltkrieges ist nun der ältere Kamerad des jungen. 
So marschieren auf den beiden Bildern Soldaten aus drei Generationen 
und sind doch nur einer: der ewige deutsche Musketier. Das Bild Wilhelm 
Sauters machte auf der Großen Deutschen Kunstausstellung in München 
1940 durch seinen eindringlichen Ernst wie durch die in ihm ausgedrückte 
kriegerische Entschlossenheit, seine Nähe zum Kampf und seine monu- 
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