Volltext: Krieg und Kunst

Gedränge, mit ihrem dramatischen Zug zur Front und von der Front 
hat der berühmte Maler der Reiterkämpfe von 1870, Theodor Rocholl, 
gemalt, der den Weltkrieg als Kriegsmaler mitmachte. Er sucht auch 
hier wieder die belebte Kriegsszene. Wilhelm Sauter hat diesen dramati¬ 
schen Gegensatz der zwei Wege zu einem Vorwurf für ein monumentales 
Wandbild erhoben. 
Erschütternd ist es, zu erleben, in welchem Zustand die abgelöste 
Truppe aus dem Trommelfeuer zurückkehrte. Die Maler haben das oft 
festgehalten. Herbert Schnürpel malt eine abgelöste Kompanie. Sie mar¬ 
schiert auf einer zerfahrenen, aufgeweichten Straße auf den Beschauer zu. 
Einige sind leicht verwundet. Andere haben ihren Stahlhelm verloren. 
Müde und verdreckt ziehen sie, von harten Kämpfen gezeichnet, auf¬ 
recht ihre Straße. Ähnlich malte auch Otto Engelhardt-Kyffhäuser „Die 
letzten der Kompanie“, Verdun, Juni 1916. Er hat seinem Bild mehr 
monumentalen Wandbildcharakter gegeben. Der vorderste Mann, der 
sich noch einmal gelassen nach der Kampfstätte umsieht, steht groß vor 
dem Beschauer. Er füllt beinahe den ganzen Bildrahmen. Im Hintergrund 
rücken die anderen an. Auch Engelhardt erzielt dadurch, daß er den 
Beschauer gleichsam der Truppe auf ihrem Wege begegnen läßt, eine 
hohe' Unmittelbarkeit des Eindrucks. Schnürpel hat noch andere charak¬ 
teristische Situationen gemalt, dramatische Kampfszenen in einer kräftigen 
realistischen Art. Er hat außerordentlich bewegte Kampfbilder geschaffen. 
Noch die Haubitzen in Feuerstellung sind in einem Augenblick heftigen 
Feuerns wiedergegeben. Granateinsdiläge steigern die Kampfsituation. 
Diese dramatisch zugespitzten Situationen, die den Krieg in seinen Höhe¬ 
punkten im Abschnitt einer Truppe festhalten, haben die Bilder von 
Schnürpel so populär gemacht. Er gibt nie die Gestalt des Soldaten, aber 
stets den hohen Kampfwert der Truppe. Seine Bilder kommen durch 
ihren Realismus dem Rhythmus der großen Schlachten an der Westfront 
sehr nahe, sie spiegeln darüber hinaus auch den hervorragenden Kampf¬ 
geist der Truppe in beispielhaften Situationen. Die am meisten drama¬ 
tische Situation gibt zweifellos das Bild „Gegen englische Tanks“. Deutsche 
Soldaten springen tollkühn auf einen fahrenden englischen Tank und 
suchen ihn mit Handgranaten kampfunfähig zu machen. 
Wilhelm Sauter hat den Realismus noch schärfer auf die Gestalt kon¬ 
zentriert, aber nicht eigentlich auf die Gestalt als soldatischen Typus, 
sondern auf die kriegerische Haltung, die auch die Kameradschaft ein¬ 
schließt. Sauter kommt es immer auf diese Haltung an. Er rückt seine 
Gestalten ganz nahe an den Beschauer heran und schafft so das; wajid- 
bildartige Gleichnis. Die Gestalt beherrscht sein Bild vollständig, ähnlich 
wie bei den Wandbildern von Eichhorst. Er sucht dabei stets die Unmittel¬ 
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