Volltext: Krieg und Kunst

suchen auch Elk Eber, Fritz Pfuhle, Ludwig Dettmann und andere zu 
formen. Dettmann am sinnfälligsten in „Die Gruppe Steinmüller“. Bei 
Dettmann trägt vor allem die hochgereckte Jünglingsgestalt des Unter^- 
offiziers vor der Front der Gruppe diese Züge. 
Es ist übrigens auffällig, daß sich einige Maler durch Aufnahmen haben 
zu ihren Bildern anregen lassen. Sie übernahmen nicht nur das Thema, 
sondern sogar den Bildaufbau. Das trifft nicht nur für Dettmanns „Die 
Gruppe Steinmüller“, sondern auch für Wilhelm Sauters „Die endlose 
Straße“ zu. Hier zeigt sich nun, daß der Künstler doch schärfer zu sehen 
vermag als die Kamera. Die Kamera hält wohl eine sinnfällige Situation 
fest. Sie läßt auch noch die Stimmung der Soldaten erkennen; der 
Künstler aber läßt das Schicksal mitklingen, das über ihnen schwebt, das 
Schicksal, in dem sie ihren Mann stellen. Die Kamera lenkt fast immer 
die Aufmerksamkeit auf sich. Die Soldaten blicken ihr lachend oder 
gleichgültig entgegen. Sie sind mindestens für diesen Augenblick aus dem 
Schicksalszusammenhang gerissen. Und gerade dieser Augenblick wird 
festgehalten. Der Maler beläßt den Soldaten in seinem Schicksalsgang. 
Er vertieft den Ausdruck sogar noch. Denn er weiß ja nicht nur um die 
Situation, sondern um das gewaltige Erleben, das dahintersteckt, um das 
bleibende Gleichnis eines vorüberflutenden Augenblicks. Dieses Gleichnis 
sucht er aus den Zufällen des Wahrnehmbaren zu formen. Dettmann ist 
in „Die Gruppe Steinmüller“ ein ebensolches Gleichnis des Fronterlebens 
gelungen wie Sauter in dem Bild „Die endlose Straße“. So standen viele 
Gruppen und Kompanien an den Gräbern ihrer gefallenen Kameraden, 
Trauer und Trotz in den harten Gesichtern, Schicksalsdemut und Schick¬ 
salswillen in ihrer Haltung. Das Schicksal des Krieges nahm ihnen den 
Kameraden, den guten Kameraden, den besten Kameraden. Aber sie wer¬ 
den sich von diesem Schicksal nicht unterkriegen lassen; denn sie sind 
harte Männer der Tat im Dienste ihres Volkes. 
So marschierten unzählige Regimenter zur Front. So rückten sie in den 
großen Offensiven 1918 durch das Niemandsland dem weichenden Feinde 
nach. In endlosen Viererreihen ein Keil aus Stahl und Eisen, jeder ist 
nur ein Atom dieses Keils und jedem schlägt doch ein Herz in der Brust; 
aber ihr Wille heißt: Sieg! Mit dem Lied „O Deutschland hoch in Ehren“ 
zogen sie an den Feind. Der Künstler verdichtet die Stimmung. Er bindet 
die Erlebnisvielfalt der vielen einzelnen in dem Augenblick der zufälligen 
Aufnahme zur Willens- und Schicksalseinheit. 
Noch schärfer als der Maler holt der Bildhauer naturgemäß den Typus 
heraus. Er muß meist den ganzen Ausdruck in das Gesicht legen. So 
schuf Richard Scheibe den Kopf des kämpf enden Kriegers an einem Wehr¬ 
machtbau in Magdeburg. Das ist das Gesicht eines deutschen Soldaten, 
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