Volltext: Krieg und Kunst

eiserne Entschlossenheit. Man spürt in ihnen noch heute die unmittelbare 
Wirklichkeit jener Jahre, sie sind aber auch schon Sinnbilder des Volkes, 
seiner Kraft und der volkhaften Form seines Soldatentums. So hat 
Ferdinand Andri den harten Hochgebirgskämpfer gemalt, dessen Waffe 
neben dem Gewehr der Eispickel ist. Audi er ist der Typus einer 
besonders leistungsfähigem und tatenstolzen Truppe. Für die, die die 
Wirklichkeit des Weltkrieges nicht mehr gekannt haben, also für die 
junge Soldatengeneration von heute, sind sie schon ausschließlich Sinn¬ 
bilder, Sinnbilder harten, offenen, geraden Soldatentums. 
Es gibt zwei Arten, den Krieg selbst darzustellen. Man kann einmal 
aus Erinnerung oder Phantasie Geist und Rhythmus des Krieges gestalten. 
So hat Hodler den Aufbruch 1813, Menzel den Siebenjährigen Krieg 
dargestellt. Man kann aber den Krieg auch als unmittelbaren Eindruck 
schildern. So schildert ihn Dettmann, so schildern ihn auch Engelhardt- 
Kyffhäuser, Carl Fahringer, Heinrich Hönich und Ernst Vollbehr. Diese 
Künstler waren in Ost und West dabei und zeichneten sofort, was sie 
sahen. Ihre Bilder haben einen hohen dokumentarischen Wert. Wieviel 
Bilder dieser Art über die Spiegelung der Örtlichkeiten des Krieges 
hinaus vom Charakter des Krieges geben, hängt von der künstlerischen 
Kraft ihrer Schöpfer ab. Es ist sehr leicht möglich, daß die ent¬ 
scheidenden Kriegsbilder erst nach zehn, zwanzig, fünfzig oder hundert 
Jahren entstehen, es ist sogar möglich, daß diese Bilder die, die aus 
dem starken, unmittelbaren Erleben selbst heraus entstanden sind, an 
Ausdruckskraft und symbolischer Gestaltung überragen. Wir haben uns 
zum Beispiel daran gewöhnt, den Siebenjährigen Krieg mit den Augen 
des hundert Jahre später lebenden Adolf Menzel zu sehen. Das künst¬ 
lerische Genie schafft aus seiner Vorstellungskraft eine Zeit völlig neu, 
und siehe da, das neue Bild dieser Zeit erscheint uns allen als das 
gültige Bild der Zeit. Aber auch ein solcher Künstler wird ohne die 
Quellen, aus denen der Geist der Zeit unmittelbar zu ihm spricht, nicht 
auskommen. Und eine solche Quelle hohen künstlerischen Ranges ist das 
umfangreiche Werk der Kriegsmaler, die draußen zeichneten und malten. 
Der unbestechliche Blick zum Beispiel Dettmanns hat Kämpfe, Märsche, 
Ruhetage festgehalten. Er gibt einen Querschnitt des ganzen Krieges. Er 
hat einige seelische Höhepunkte des Kriegserlebens in packenden, mit¬ 
reißenden Bildern dargestellt, einen Handgranatenwerfer im Augenblick 
des Werfens, ins Gefecht marschierende Infanterie, auffahrende Artillerie, 
Sturmtrupps, die zum Angriff aus dem Graben steigen, Posten, die unter 
einem schwarzblauen Himmel im Graben stehen und in das gefahr¬ 
drohende rätselhafte Schweigen der Nacht starren. Neben diesen sich 
durch ihre kraftvolle Gestaltung einprägenden Bildern gibt er noch zahl- 
9
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.