Volltext: Unsere Volkssagen und ihre Bedeutung für die Heimatkunde

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den" Jäger, zum Teufel in Person. War schon in frü 
heren Sagen an Stelle des herrlichen Schimmels dem 
Sturmjäger manchmal der düstere Rappe des Totengottes 
beigegeben, so verschwindet nun das weiße Pferd ganz. Die 
Person des Jägers wie seine Tiere werden ins Teuflische 
verzerrt. Der Satan, der auf feuerschnaubendem Rappen 
mit schrecklichem Sturmgetöse durch die Lüfte heult, ist ein 
unheimlicher Geselle, vor dem sich jedes Lebewesen, so dem 
Zuge begegnet, in Acht nehmen muß, denn unerbittlich 
ergreift er jeden, dessen er habhaft wird, um ihn erst zu 
Tode gehetzt wieder fallen zu lassen. Nur der ist gefeit vor 
der wilden Jagd, der bei ihrem Herannahen sich auf den 
gottgeweihten Erdboden wirft und den Kopf zwischen die 
gekreuzten Hände in den Boden hineinduckt, oder jener, 
dem es gelingt, noch schnell einen Baumstamm zu erreichen, 
in den drei Kreuze eingehauen sind. Wenn hiebei manche 
Sagen erwähnen, es müsse dies aber ein E i ch ft a m m sein, 
so steckt da wieder hinter der späteren Teufelsbannung des 
Christentums der alte Wodanskult der Heidenzeit. 
Auch Wodans Eigenschaften als Seelenjäger und 
Patron der Gehängten begegnen uns in den späteren Sagen 
von der wilden Jagd wieder, freilich auch sie vielfach ins 
Teuflische entstellt. Wenn erzählt wird, die drei in die 
Eiche eingehauenen Kreuze seien R a st o r t e für die im 
Gefolge der wilden Jagd befindlichen armen Seelen, so ist 
hier schon der Satan als Seelenjäger aufgefaßt, ähnlich 
wie in Sagen aus anderen Gegenden die Holzknechte von 
den Moosmännlein oder -weiblein gebeten werden, diese 
drei Kreuze in Baumstämme einzuhauen, damit diese Wald 
geister vor dem herannahenden wilden Jäger sich dorthin 
flüchten könnten. Andere Sagen wieder erzählen, wie der 
höllische Feind auf seiner nächtlichen Jagd in seinem Ge 
folge die Seelen betrügerischer Bauern, verbrecherischer 
Jäger und Wildschützen, Tierquäler und sonstiger Uebel- 
täter mit sich geführt. Vor allem auch müßten die an 
seiner wilden Jagd teilnehmen, die ihr Leben durch Selbst 
mord des Erhängens geendet. Auch Wodans Begleitscharen 
hat die verchristlichte Sage zu teuflischen Ungeheuern ge 
staltet: Die beiden Raben, die als Totenvögel ihre schwarze 
Färbung schon vorher hatten, zu unheimlichen Raubvögeln, 
die Wölfe zu wütenden Bestien und von Hunden nehmen 
nun nur mehr die großen schwarzen Köter an dieser 
wilden Jagd teil, die jetzt kein harmloser Götterzug mehr 
ist, sondern eine furchtbare Beutejagd der höllischen Heer 
scharen. Vielfach nämlich vergrößert der Satan sein un 
heimliches Gefolge auf dieser nächtlichen Sturmfahrt. Oft
	        
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