Volltext: Das Bild als Waffe

sie dieses Ziel zu erreichen hofften. Wir sahen schon früher, daß die 
„rechtsstehenden“, nationalistisch und chauvinistisch eingestellten Künst¬ 
ler kurzerhand alles Deutsche als an sich schlecht und daher vernichtens- 
wert hinstellten. Für sie war der einfache deutsche Soldat nicht weniger 
ein raubendes, mordendes, plünderndes und schändendes Untier wie der 
Kaiser selbst. Nennen wir sie die Vertreter der völkisch-individualistischen 
Anschauung. 
Anders die „Linkskreise“. Sie sahen im deutschen Volk die von einer 
gewissenlosen Herrscherkaste verführte Masse, die es zu erlösen galt. Ihre 
Parole war demokratisch-revolutionär und forderte die Deutschen selbst 
zum gewaltsamen Umsturz auf mit dem Versprechen einer besseren Zu¬ 
kunft in Schönheit, Freiheit und Würde. Wir wissen, daß diese Parole 
im Verlauf des Krieges von der gesamten Entente-Propaganda auf genom¬ 
men und mit Erfolg angewandt wurde. 
Beide Methoden spiegeln sich in der französischen Bildpropaganda. 
Die zur Erreichung des großen Zieles ins Feld geführten Ideen lassen sich 
in mehreren Gruppen zusammenfassen. 
Eine Untersuchung des Standorts dieser Ideen gruppen soll die 
„Generallinie“ der französischen Bildpropaganda im Weltkrieg charak¬ 
terisieren. 
A. Außenpolitisch, 
i. Negativ, 
a) Das deutsche Wesen. 
Schon in den Vorkriegs jahren war das Bild, das sich der 
Durchschnittsfranzose vom Wesen seines Nachbarvolks machte, alles an¬ 
dere als wahrheitsgetreu. Jahrzehntelang hatte eine einseitig orientierte 
Presseberichterstattung die Charakterzüge des Deutschen in falschem Lichte 
darzustellen gewußt. Dazu kam, daß die wenig reiselustige französische 
Bevölkerung das ihr aufgezwungene Zerrbild nicht selbst korrigierte, daß 
ferner die zahlreichen in Frankreich arbeitenden Deutschen nicht immer 
die besten Vertreter des Deutschtums waren und endlich außenpolitische 
Ungeschicklichkeiten und unbedachte Kraftworte der damaligen Regie¬ 
rung manches ungünstige Urteil über uns zu bestätigen schienen. 
So konnte denn die französische Propaganda beim Kriegsausbruch 
auf dem bereits Erreichten aufbauen und einzelne Züge des deutschen 
Wesens bis ins Ungeahnte vergröbern. Am Ende dieser Entwicklung stand 
ein Bild, aus dem das Gesicht des Deutschen wie aus einem häßlichen Zerr¬ 
spiegel hervorblickte. 
Wenn Albert Guillaume als Symbol des Deutschen Reiches eine dicke 
Germania mit Pickelhaube, langen Zöpfen, Brille, Eisernem Kreuz, 
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