Volltext: Das Bild als Waffe

V. Der Inhalt der Bildpropaganda 
Propaganda ist niemals Selbstzweck. Stets muß 
— wie der Name schon sagt — etwas vorhanden sein, das zu propagieren 
ist und um dessentwillen eine Propaganda ins Leben gerufen wird. 
Mit der Größe des Ziels, das es zu erreichen gilt, wächst die Viel¬ 
gestaltigkeit der Propaganda, die in alle Schichten und Gliede¬ 
rungen des Volkes eindringen soll. Diese Vielgestaltigkeit wird natur¬ 
gemäß noch größer, wenn man den Kampf um die Meinung der Menschen 
nicht nur auf das eigene Land beschränkt, sondern ihn darüber hinaus in 
das ohnehin schon freundlich gesinnte, das neutrale oder das feindliche 
Ausland vorträgt, — ein Gebot, dessen Berechtigung auch für die 
Friedenszeit von Frankreich schon immer anerkannt wurde. 
In einem solchen Fall muß ein einigendes Band die Vielheit der Ein¬ 
zelaktionen Zusammenhalten, muß ein gewaltiges Strombett die Kraft der 
kleinen Bäche und Flüsse in sich aufnehmen und sie mit geballter Macht 
zum Endziel leiten, wenn nicht seine Erreichung selbst in Frage gestellt 
werden soll. Die Einheitlichkeit der Zielsetzung ist eines 
der wesentlichsten Elemente jeder wirkungsvollen Propaganda. 
Ist ein Krieg ausgebrochen, der das Lebensrecht eines Volkes in seinen 
Grundfesten erschüttert und ihm alle Lebensmöglichkeiten nehmen kann, 
so darf und kann dieses Ziel nur eins sein: der Sieg der eigenen 
Nation. Der Glaube an diesen Sieg muß —■ beim Propagandisten mehr 
als bei jedem andern — unerschütterlich sein, sein Wille, ihn zu er¬ 
kämpfen, unabänderlich, soll nicht, sobald er selbst dem Zweifel erliegt, 
seine Gefolgschaft in alle vier Winde zerflattern. 
Propaganda ist Kampf. Nicht weniger als im materiellen 
Kampf gibt es in ihr Angriff und Abwehr. Im Angriff, in der Agita¬ 
tion, ist sie negativ und reißt nieder, in der Verteidigung, in der posi¬ 
tiven Werbung, baut sie auf. Bald sprechen Schadenfreude, Spott, 
Flaß, Wut und Neid, bald Liebe, Verehrung, Lob und Ruhm. Es gibt 
Bilder, in denen sich die agitatorische und die werbende Tendenz über¬ 
schneiden. So ist z. B. die Darstellung einer militärischen Niederlage des 
Feindes stets zugleich ein Lob des eigenen Fleeres und seiner Führer. 
Bei einer Anwendung dieser begrifflichen Scheidung zwischen angrei¬ 
fender und verteidigender Propaganda auf die beiden großen Sphären 
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