Volltext: Das Bild als Waffe

Im Gegensatz zu den deutschen amtlichen Stellen, die „dergleichen 
Mittel“ nicht nötig zu haben glaubten 251, gab die «Maison de la Presse» 
ein offensichtlich zur Beeinflussung der Neutralen bestimmtes Album 
heraus 252, in dem die Unterschriften zu den Bildern deutscher und neu¬ 
traler Künstler in französischer, englischer, italienischer, spanischer und 
portugiesischer Sprache gehalten waren. In ihrem Inhalt gleichen sie den 
Bildern, die in den Alben Henriots 225 erschienen waren und sich auf 
SIMPLIZISSIMUS-Zitate beschränkten: deutsche Diplomaten, Beamte, 
Kriegervereinsmitglieder, Verbindungsstudenten, Alte Herren, Touristen, 
Händler, Spione und Darstellungen der deutschen Frau. 
Die von deutscher Seite wiederholt angewandte Bekämpfungsmethode 
des „N iedrigerhängens“ besonders geschmackloser und zynischer 
Produkte der französischen Bildpropaganda, wie es u. a. in den Büchern 
von Avenarius und Schulz-Besser geschah, fand bei den Franzosen kaum 
Verwendung, was schon aus der weitgehenden Mäßigung der deut¬ 
schen Spottbildzeichner zu erklären ist. 
Ein derartiger Versuch war die Ursache eines Mißgeschicks, das dem 
JOURNAL unterlief: Das Blatt brachte im Januar 1915 eine Abbildung, 
die der JUGEND entnommen war und Kitchener darstellte, wie er als 
Frosch mit den Händen in einer blutigen Masse hingemordeter Menschen 
wühlt. Man hatte übersehen, daß es sich um eine ältere französische Kari¬ 
katur aus der Zeit der Burenkriege handelte, die von der JUGEND nur 
als Zitat wiedergegeben war 253. 
Wir haben versucht, im vorstehenden Kapitel eine Charakteristik der 
Künstlerpersönlichkeiten zu geben, die der französischen Bildpropaganda 
das Material zu ihrem Bilderkampf lieferten, nachdem wir schon vorher 
die verschiedenen publizistischen Formen in ihrer Eigenschaft als Träger 
der Bildpropaganda darstellten. Im folgenden sollen Richtung und Ziel¬ 
setzung des geistigen Kampfes untersucht und an den wichtigsten I n - 
halt s gruppen aufgezeigt werden. 
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