Volltext: Das Bild als Waffe

Naudin und Renefex setzten sein Werk in dieser Richtung fort, so daß 
man von einer Bildpropaganda kaum noch sprechen kann. 
U ILLUST RAT ION 
Das große illustrierte Blatt beschränkte sich darauf, allwöchentlich 
auf den Umschlagblättern unter dem Titel «Les Croquis de la Semaine» 
einen lustigen Karikaturenfries von H e n r i o t zu bringen. 
JE SAIS TOUT 
Die ebenfalls im allgemeinen nur Photographien veröffentlichende 
Zeitschrift JE SAIS TOUT gab am 15. März 1915 ein starkes Sonder¬ 
heft «Sept mois de guerre par la caricature» mit Bildzitaten aus allen 
Ländern heraus. 
LE PETIT JOURNAL SUPPLEMENT ILLUSTRE 
In der Mitte zwischen Magazin, Zeitungsbeilage und Witzblatt 
stehend, hat das wöchentlich erscheinende, billige SUPPLEMENT 
ILLUSTRE des PETIT JOURNAL zur Verbreitung des Greuelglaubens 
in den unteren Volksschichten viel beigetragen. Gerade auf den unge¬ 
bildeten Leser, den Bauern und Arbeiter, mußten seine blutrünstigen, grel¬ 
len und kitschigen Umschlagbilder den größten Eindruck machen, war 
doch ihre Beischrift meist in Form einer einfachen Nachricht gehalten, 
so daß der Eindruck erweckt wurde, als ob es sich um bildliche Schilde¬ 
rungen tatsächlicher Vorgänge handelte. Im Innern des Blattes standen 
Erklärungen zu den Bildern und weitere kleine Karikaturen. 
Schon vor dem August 1914 ist seine chauvinistische Ten¬ 
denz unverkennbar. Am 22. Februar 1914 bringt es ein Titelblatt 
«Espionnage», auf dem der Spion durch eine Pickelhaube als Deutscher 
gekennzeichnet ist. Auch die elsässische Frage bietet Anlaß zu manchen 
sentimentalen und aufreizenden Bildern. 
Nach kurzer Unterbrechung in der ersten Zeit des Krieges nimmt das 
SUPPLEMENT am 20. September 1914 sein Erscheinen wieder auf. Auf 
dem ersten Bild «Sus au monstre» ist zu sehen, wie die Alliierten gegen 
ein anrückendes Fabeltier kämpfen, das in der Gestalt eines Drachens 
Deutschland und Österreich vorstellen soll. Spätere Hefte bringen mit 
viel Aufwand roter Farbe und in realistischer Darstellung die bekannten 
Greuel: „Wie sie systematisch die Städte anzünden“ 103, „Ein Serbe, 
lebendig von den Österreichern verbrannt“ 104, „Russische Soldaten, von 
den Deutschen mit glühenden Eisen mißhandelt“105, „Zwei deutsche 
Verwundete erschießen feige mit ihren Revolvern die französischen Offi¬ 
ziere, die ihnen Hilfe bringen wollen“ 106, „Die Deutschen verbrennen ihre 
Toten in den Hochöfen“ 107 usw. 
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