Volltext: Das Bild als Waffe

ein Sammelbecken von Spottbildern aller Nationen gegen den „preußischen 
Militarismus“ machte, aus dem wiederum die ententefreundliche Presse 
der ganzen Welt schöpfen konnte. Die Kampfnatur eines Adolphe 
W i 11 e 11 e schuf sich ein eigenes publizistisches Instrument, den BAR¬ 
BARE, der allerdings nur von kurzer Lebensdauer sein sollte. Am 21. No¬ 
vember 1914 erschien das altberühmte RIRE unter dem neuen Titel RIRE 
ROUGE, dem im Februar 1915 im gleichen Verlag der FANTASIO folgte. 
Es sollte nur noch übertroffen werden von einigen Nummern der BAION- 
NETTE, die mit zu den bedeutendsten Witzblättern des Weltkrieges zu 
rechnen ist. Ihre erste Nummer erschien am 23. Januar 1915. Den Typ 
des mondänen Witzblattes in verhältnismäßig reiner Form bewahrte 
die VIE PARISIENNE, die noch im Dezember 1914 Wiedererstehen 
konnte. 
Die Auflage der Witzblattpresse erreichte teilweise sehr hohe 
Ziffern. Für die BAIONNETTE wurde die Zahl 80 000 angegeben73. Die 
Sondernummer «Les Rois» vom 6. Januar 1916 soll nach eigener Angabe 
in über 100 000 Exemplaren gedruckt worden sein. Andere beliebte 
Blätter, unter ihnen das RIRE ROUGE, der FANTASIO und die HOM- 
MES DU JOUR wurden ebenfalls viel gelesen; ihre Wirkung im neu¬ 
tralen Auslande darf nicht unterschätzt werden. 
Eine zahlreiche, wenn auch nicht immer befriedigte Leserschaft fand 
das Witzblatt an der Front. Die VIE PARISIENNE und das SOU- 
RIRE DE FRANCE nahmen Anzeigen auf, in denen der Poilu sich eine 
«Marraine» suchen konnte. Ihr Erfolg wurde noch übertroffen durch die 
«Oeuvre du flirt sur le front», die der FANTASIO organisiert hatte, und 
die für ihn selbst eine gute Eigenreklame war. Wenn der Frontsoldat sich 
von den hauptstädtischen Geisteserzeugnissen abwandte und in Form von 
Grabenzeitungen eigene Witzblätter schuf, so geschah es, weil 
ihn auf die Dauer der für eine verhetzte Zivilbevölkerung geschaffene 
hohle Patriotismus und die Verniedlichung des Krieges in den ehemals 
galanten und mondänen Witzblättern anwiderte. 
LE RIRE ROUGE 
Der Verlag des RIRE, das am 1. August 1914 zusammen mit dem 
FANTASIO sein Erscheinen eingestellt hatte, ließ am 21. November das 
neue RIRE ROUGE mit dem Untertitel „Kriegsausgabe der Zeitung LE 
RIRE“ erscheinen. In einem Aufruf an die Leser zitiert die Schriftlei¬ 
tung in der ersten Nummer den Ausspruch Henri Lavedans: «Le 
soldat frangais rit, partout. C’est une de ses manieres.» Zur Beruhigung 
der Geister versichert sie: «LE RIRE ne sera pas LE FOU RIRE, mais LE 
RIRE ROUGE» und weist auf die Notwendigkeit des Wiedererscheinens 
ihres Blattes hin: 
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