Volltext: Das Bild als Waffe

schossen des Feindes bedroht, beide beseelt von dem Willen zum Endsieg, 
io°/o entfallen auf die neutralen Länder. Auf die einzelnen Jahre ihres 
Erscheinens verteilt, entfallen 27% auf 1915, 41% auf 1916, 20% auf 
1917 und 12% auf 1918. Das Verdun-Jahr war der Höhepunkt des 
geistig-künstlerischen Kampfes. 
Innerpolitisch hielt die Bildpropaganda des ECHO DE 
PARIS die Gesamtlinie des Blattes ein. Über jedem Parteienstreit stand 
die von der «Union Sacree» geforderte totale Feindschaft gegenüber allem, 
was aus Deutschland kam. Einen Unterschied zwischen der monar¬ 
chischen Führung Deutschlands und dem deutschen Volk zu konstruieren, 
wurde auch in der zweiten Hälfte des Krieges nicht versucht. Der Kaiser 
erschien nicht als der kriegsverlängernde Tyrann seines Volkes, sondern 
als ein Schreckgespenst für die ganze Menschheit. Für das ECHO DE 
PARIS und damit auch für seine Bildpropaganda war der Geist eines 
Maurice Barres maßgebend: Alles was deutsch ist, ist an sich 
schlecht und daher zu bekämpfen. 
Im Gedanken und in der Beischrift oft niedrig gehässig werdend, 
hielten sich die Faivre-Bilder in der Form doch in den Grenzen des guten 
Geschmacks. Formale Entgleisungen, die von vornherein selbst auf den 
französischen und daher voreingenommenen Betrachter abstoßend wirken 
müssen, kamen im ECHO DE PARIS nicht vor. Die Greuelpropa¬ 
ganda wurde auf eine mehr indirekte, aber darum nicht weniger wir¬ 
kungsvolle Art gehandhabt. An Stelle der brutalen, unmittelbaren 
Darstellung widerlicher Vorgänge nach Art eines Willette oder eines 
J.-G. Domergue griff Abel Faivre meist zur Umschreibung. So 
in einer Zeichnung vom 1. August 1916, die die Deportationen in Nord¬ 
frankreich zum Gegenstand hat. Ein junges Mädchen wird gezwungen, 
das Elternhaus zu verlassen. Mit zynischem Lächeln erklärt ein deutscher 
Offizier, der es am Arme davonführt: «Si vous n’aimez pas l’Allemagne, 
PAllemagne vous aimera!» 
Besonders eifrig verteidigte das ECHO DE PARIS den inner- 
französischen Burgfrieden. Wiederholt spottete der Stift 
des Künstlers über Kammer und Abgeordnete. 
Mit dem 9. November 1918 stellte das ECHO DE PARIS seine Bild¬ 
propaganda ein. 
LE MATIN 
An ein noch breiteres Publikum als das ECHO DE PARIS wandte 
sich der MATIN. Schon vor dem Kriege zeichnete er sich durch eine 
besonders deutschfeindliche Tendenz aus, die sich nach 
Ausbruch der Feindseligkeiten noch weiter steigerte. Seine Auflage war in 
den Vorkriegsjahren in dauerndem Wachsen begriffen; im Jahre 1913 
20
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.