Volltext: Das Bild als Waffe

über den ikonographischen Angaben des Katalogs der Collection Henri 
Leblanc, die am 4. August 1917 in den Besitz des französischen Staates 
überging. Bis zu diesem Tage umfaßte die Sammlung 5423 Drucke, 1087 
Originalwerke, 725 Bildplakate, 8292 illustrierte Postkarten, 2510 Vig¬ 
netten und 19 112 aus Tageszeitungen ausgeschnittene Zeichnungen20! 
Die in den Alben gesammelten Zeitungsbilder aus den Blättern ECHO DE 
PARIS, EXCELSIOR, GUERRE SOCIALE (VICTOIRE), JOURNAL, 
MATIN und OEUVRE vom Kriegsbeginn bis zum 4. August 1917 er¬ 
reichen allein die Zahl von über 4000 Stück 21. „Was die Postkarten an¬ 
betrifft,<c so schreibt Lucien Descaves im FIGARO, „so würde eine voll¬ 
ständige Sammlung in einem Markthallenpavillon keinen Platz finden. 
Man muß darauf verzichten, wenn man eine kleine Wohnung hat.“ 22 
B. Wirkungsbereich. 
In einem Weltkrieg, der viele Millionen Menschen erfaßt, spielt die 
Propaganda eine dreifacheRolle: Sie muß nicht nur das eigene 
Volk zu einem geschlossenen Block der Abwehr zusammenschmieden 
und den Bundesgenossen das gemeinsame Schicksal immer wieder vor 
Augen halten, sie hat auch die neutralen Länder günstig zu stim¬ 
men oder gar herüberzuziehen, sie hat endlich zu versuchen, unter ge¬ 
schickter Ausnutzung bereits vorhandener Risse und Sprünge die Moral 
der feindlichen Front und des feindlichen Hinterlan¬ 
de s ins Wanken zu bringen. An alle diese Aufgaben ist die französische 
Propaganda tatkräftig und — wie die Geschichte gezeigt hat — erfolg¬ 
reich herangegangen. Darüber hinaus versorgte sie die französische Be¬ 
völkerung in der deutschen Etappe und das Elsaß mit dem notwendigen 
Material, um die von den deutschen amtlichen Stellen und der Zensur be¬ 
triebene ententefeindliche Nachrichtenpolitik zu neutralisieren. Dem Um¬ 
stand, daß der vielerfahrene elsässische Spottbildzeichner H a n s i an 
führender Stelle im «Service de la propagande aerienne» des französischen 
Kriegsministeriums wirkte, ist es wohl zu verdanken, daß auch in der nach 
außen gerichteten Propaganda das Bild als Offensivwaffe hervortrat. 
Das bekannteste Beispiel dieser Art ist eine Zeichnung von Jean- 
Louis Forain, die zum erstenmal am 22. März 1916 im FIGARO erschien. 
Sie stellt unter der Überschrift «La Borne» — ohne jede weitere Beischrift 
— einen Kilometerstein an der Straße nach Verdun dar, bis zu dem die 
deutsche Angriffswelle gekommen ist. Unzählige Leichen deutscher Sol¬ 
daten sollen die Nutzlosigkeit des Anrennens gegen die Festung illustrieren. 
Der französische Propagandadienst vervielfältigte das Bild, versah es mit 
einem Schillerzitat: „Bis hier, Wallenstein, und nicht weiter ...“ und ließ 
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