Volltext: Das Bild als Waffe

anderwärts auch, sah man in ihnen die letzten Vertreter der ritterlichen 
Kampfesweise der Vergangenheit. Dem so sehr auf äußere Formen sehen¬ 
den französischen Geschmack entsprach das Bild des eleganten Ritters der 
Luft wie kein zweites; in den mondänen Witzblättern wurde er zu einer 
stehenden Figur. 
Mit einem Wort sei hier die intensive Propaganda erwähnt, die man 
in Wort und Bild für das leichte 7,5 cm-Feldartilleriegeschütz machte. «Le 
75» war für die französische Propaganda dasselbe Zugstück wie die „dicke 
Bertha<c für die deutsche. — 
Das Bild des Soldaten, wie ihn die Zeichner-Journalisten sahen, hat 
im Lauf des Krieges Wandlungen durchgemacht. Am Tag von Ver¬ 
sailles ist aus dem stets scherzbereiten Poilu-Gavroche der ersten Kriegs¬ 
jahre, dem die schwerste Last leicht und die größte Gefahr klein er¬ 
schien, der ernste Kämpfer geworden, aus dessen bleichen Zügen ein 
harter Wille und aus dessen Augen das Wissen um ein übermenschliches 
Leiden spricht. Er steht neben dem rosenumwundenen Grabkreuz des ge¬ 
fallenen Kameraden, den Lorbeerkranz in der Linken 306. 
c) Die Führer. 
Von den Führern des französischen Volkes und seines Heeres hob die 
Bildpropaganda während des Krieges eigentlich nur zwei Männer auf den 
Schild: den Heerführer J o f f r e und den Politiker Clemenceau. 
Die Namen des Siegers der Marneschlacht und des «Pere de la Victoire» 
standen am Anfang und am Ende des Krieges; zeitweise strahlte der des 
Verteidigers von Verdun, P e t a i n , auf. Joffre galt als der Schweigsame, 
der „nichts sagt, den aber jedermann hört“, als der treue Wächter vor 
Frankreichs Tür. Gelegentlich wurde er von den Karikaturisten dem 
feindlichen Führer gegenübergestellt, für den dieser Vergleich nicht sehr 
schmeichelhaft ausfiel (vgl. Abb. 6). 
Georges Clemenceau war schon vor seinem Regierungs¬ 
antritt im November 1917 Gegenstand des politischen Spottbildes. Sein 
wütender Kampf gegen die Zensur, in dessen Verlauf er den von ihm 
herausgegebenen HOMME LIBRE in den HOMME ENCHAINE um¬ 
taufte, fand in der Witzblattpresse ein lebhaftes Echo. LA GRIFFE zeigte 
den alten „Tiger“, der bis zu seinem Tode noch mit dem letzten Zahn 
beißt und in Ministerblut schwimmt 307, während ihm der CRI DE PARIS 
Doppelzüngigkeit vorwarf, indem er den Senator Clemenceau darstellte, 
wie er eine ihm vom Journalisten Clemenceau überreichte Petition gegen 
die Zensur zurückweist 308. Auch später hielt man ihm vor, daß er als 
Regierungschef die vorher so bekämpfte politische Zensur aufrechterhielt. 
Clemenceaus staatspolitische Leistungen, die ihm auch Parteigegner nicht 
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