ie schon angedeutet, bietet die Geschichte von Engelszell viel des
Interessanten. Ein Gemälde voll reicher Abwechslung ist sie dem aufmerk-
samen Beobachter. Und wenn darin die Schatten manchmal etwas stärker
hervortreten, so darf uns dies nicht schon von vornherein die Freude verderben.
„Wo viel Schatten, da ist auch viel Acht" sagt das Sprichwort. Und wenn
wir unter den 37 Äbten des alten Engelszell dem einen oder anderen
begegnen, der dem Kloster weniger zur Ehre und seinen Schäslein weniger
zum Segen war, und wenn das Kloster selber zu manchen Zeiten nicht
ganz gewesen ist, was sein lieblicher Name besagt, eine „Engelszelle", so
weist das Gemälde dafür auch wieder recht erfreuliche und versöhnende
Lichtseiten auf.
Ein zusammenfassender Blick in die Vergangenheit von Engelszell
gibt uns folgendes Bild:
Im Jahre 1293 gegründet, hat das Kloster zunächst unter tüchtigen
Äbten fast zwei Jahrhunderte hindurch eine ruhmvolle Zeit der Blüte erlebt.
Um die Mitte des 15. Jahrhunderts aber fetzt teils durch die Ungunst der
Zeiten (Kriege, verheerende Seuchen, Reformation), teils durch die schlechte
Wirtschaft einiger Prälaten allmählich ein Verfall ein, der im Jahre 1577
mit der Auflösung des Konventes endet und das Kloster unter weltliche
Verwaltung bringt. Nach fast 50 Iahren schwerer Leidenszeit gelingt
es dem eifrigen Bemühen des Mutterstiftes Wilheriug, Engelszell wieder
an den Grden zu bringen. Nur mühsam erholt es sich von dem schweren
Schlage, darf aber dann unter zwei ausgezeichneten Äbten eine neue
Blütezeit schauen, deren schöne Früchte jedoch durch das weniger gute
Wirken ihrer beiden Nachfolger leider wieder vernichtet werden. Zum
zweitenmale verliert Engelszell feine Selbständigkeit und kommt jetzt unter
Administration durch das Mutterkloster Wilheriug. Doch wird ihm noch
einmal das Glück einer Abtwahl zuteil und die fast vierzigjährige, überaus
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