Volltext: Das Heimatbuch von Perg, Oberösterreich

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fand sich im Rathaus, allerdings nicht feuersicher, aber den Zeit- 
ansprüchen entsprechend. Im Rathaus verblieb das Archiv bis ins 
17. Jahrhundert. Derzeit befindet sich das Marktkommunearchiv in 
einem eigenen Raum der Sparkasse Perg, wurde wohl geordnet und 
gesichtet vom Landesoberarchivrat Dr. Eduard Straßmayr. Am 20. Sep¬ 
tember 1907 fand eine Revision des Kommunalarchivs durch den 
Landesarchivar Dr. Ignaz Zibermayr statt, und 1908 wurde Dr. Stra߬ 
mayr mit der Ordnung betraut, der 1909 eine Abhandlung über „Das 
Archiv der Marktkommune" schrieb. Es ist ein genaues Verzeichnis des 
gesamten UrKundenmaterials mit kurzer Inhaltsangabe der einzelnen 
Stücke (58 Urkunden, 111 Bände Handschriften). Es ginge über den 
Rahmen dieses Heimatbuches, alle die Urkunden und Bände auch nur 
auszugsweise anzuführen. Es wäre zu wünschen, daß das Archiv in ein 
kleines Ortsmuseum ausgestaltet würde und so der Allgemeinheit leichter 
zugänglich wäre. 
Der Palstab im Marktarchiv von Perg. 
Der Glasschrank in jenem Räume des Rathauses von Perg, in 
welchem das Marktarchiv ein Würdiges Heim gefunden, verwahrt ein 
altehrwürdiges, kulturgeschichtlich beachtenswertes Instrument, das für 
den Freund der Heimatkunde und für den Markt Perg von hohem 
Werte ist. Gemeint ist der Palstab, auch Richterstab und Bürger- 
beeidigungsstab genannt, dem ob seiner Seltenheit und eigenartigen 
Ausstattung erhöhte Bedeutung zukommt. Im ganzen östlichen Mühl¬ 
viertel sind es außer Perg nur die Märkte St. Georgen a. Gusen, 
Kesermarkt und Münzbach, die einen Richterstab ihr Eigen nennen. 
Der in Rede stehende Stab ist aus braunem Hartholz achtkantig 
geschnitten, 85 Zentimeter lang und hat an den beiden in je 35 Milli- 
meter langen Silberhülsen fest ruhenden Enden 47 Millimeter, be¬ 
ziehungsweise 53 Millimeter im Umfang. Das obere Ende des Stabes 
trägt eine vier Zentimeter hohe zierliche Standfigur von massivem 
Silber, die einen schildbewehrten (der Schild weist ein aufsteigendes Ein¬ 
horn, das der Markt Perg im Wappen führt) Mann in altungarischer 
Magnatentracht vorstellt. Leider ist die Figur, die als gute Arbeit 
alter Silberschmiedekunst gewertet wird, beschädigt, i)a die rechte Hand mit 
dem Schwerte (daß die Hand eine Standarte mit Halbmond getragen, 
ist müßige Annahme) abgebrochen ist, welcher Umstand auf eilige 
Bergung, vermutlich vor Feindes- oder Feuersgefahr, hinweist. Das 
weggebrochene Stück ist nicht erhalten geblieben. 
Lange Zeit bestand die Annahme, daß der Palstab mit der Stand¬ 
figur einer Widmung des Ungarnkönigs Matthias Eorvinus (1458 bis 
1490) an den Markt Perg, der zu ihm angeblich in einem Pfandschafts¬ 
verhältnis stand, entstamme. Die Grundlage zu dieser Annahme dürfte
	        
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