Volltext: Das Heimatbuch von Perg, Oberösterreich

195 
Eisernen Krone, Ritter des kaiserl. österr. Leopold-Ordens und 
des Franz Josef-Ordens, Besitzer des großen goldenen Ehren¬ 
zeichens am Bande für Verdienste um die Republik Oesterreich 
und des großen goldenen Ehrenzeichens der Wiener Universi¬ 
tät, Ehrendoktor der Wiener und der Grazer Universität, 
Ehrendoktor der Grazer Technischen Hochschule, Ehrenbürger 
der Gemeinde Perg etc., geboren am 14. November 1874, 
gestorben 19. August 1932, dessen Leben der Pflicht und dem 
Baterland gewidmet war. 
Die Heimat Dr. Schobers. 
Bon Raimund Kelter, Wien. 
Ganz am Ende der Herrengasse in Perg, halb versteckt hinter hohen 
Schlehdorn- und Taxushecken, liegt das Landhaus Dr. Schobers, ein 
stilles, bescheidenes Häuschen, das so gar nicht die Bezeichnung „Billa" 
verdient und am allerwenigsten jenen Abbildungen entspricht, die bald 
nach dem 15. Juli 1927 in Parteiblättern vom „Schloß Schober" zu 
sehen waren. Hier verbrachte Schober seine glücklichsten und fried¬ 
lichsten Stunden, und wer nicht den Staatsmann und Politiker, den 
Bundeskanzler oder den Polizeipräsidenten, sondern den Menschen 
kennen lernen wollte, der mußte ihn hier, in seinem geliebten Perg, 
auf dem Boden seiner oberösterre-ichischen Heimat, in der Glasveranda 
des alten Bauernhauses, lp seinem Garten bei den Blumen und Bienen 
aufsuchen, im „Salettl" mit ihm sitzen und ihn erzählen hören von den 
Tagen seiner Kindheit, den Knaben- und Studentenjahren, von seinen 
Plänen und Hoffnungen für die Zukunft. Es war eine der Eigentüm¬ 
lichkeiten Dr. Schobers, daß er nicht gerne von seiner Person sprach — 
„mein Gott, von mir gibts nicht viel zu erzählen," sagte er mir einmal, 
als wir auf feine Kinderjahre in Perg zu sprechen kamen, „ich war ein 
Bub wie jeder andere, nicht viel braver und nicht viel schlimmer wie 
die übrigen" — und er mußte schon eine beschauliche Stunde des Ge¬ 
denkens und Bersenkens in die vergangenen Jahre haben, wenn er 
aus sich herausging und in seinen Erinnerungen zu kramen anfing. 
Dann konnte er mit einem Male den Bleistift in der Hand haben und 
zu zeichnen beginnen: „Da war unsere Wohnung, so war die Treppe 
in den ersten Stock und da, vor dem Fenster, hat der Hansl seinen 
Platz gehabt und seine Bücher und da hat er seine ersten Schulaufgaben 
gemacht." Und Freude und Glück leuchteten aus seinen gütigen Augen, 
wenn er von dieser Zeit sprach, plötzlich aufsprang, durch den Garten 
ins Haus lief und nach ein paar Minuten mit einem großen im Glas¬ 
rahmen steckenden Photo wiederkam, das eine Menge Bubenköpfe 
zeigte — eine Klassenaufnahme vom Schluß des Schuljahres — und 
13*
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.