Volltext: Das Heimatbuch von Perg, Oberösterreich

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MeLndl in Tbbs am 20. Juni 1863, der Psarrgemeinde übergeben wurde 
und die Einweihung der neuen Orgel stattfand, wurde der Domorganist 
Anton Bruckner gebeten, den musikalischen Festakt sowie auch die 
Orgelprobe vorzunehmen. Anton Bruckner wird gerne der Einladung 
gefolgt sein, wurde er ja von seinem Freunde, dem damaligen Bürger¬ 
meister Herrn Karl Terpinitz, dazu gebeten. Anton Bruckner spielte aus 
der Orgel das hl. Hochamt. Bon der Orgelprobe kann ein Kirchenchor- 
mitglied Herr Karl Puchberger sen, Uhrmacher in Perg, der ganz nahe 
bei der Orgelbank gestanden, berichten, daß dem Meister ein Ton des 
Werkes nicht behagen wollte, und Bruckner ließ nicht locker, bis der 
Orgelbauer den Fehler behoben hatte. Laut Protokoll wurde dann das 
Werk mit seinen zwölf Registern als vollkommen und ausgezeichnet be¬ 
funden. Auch in der Folgezeit wurde der Klang der Orgel von Musik¬ 
kennern gelobt, doch leider kann seit den letzten Iahren der gute Rus 
nicht mehr gehalten werden, da sämtliche Holzregister nicht mehr brauch¬ 
bar sind. 
Weiter verband Bruckner mit Perg die innige Freundschaft mit dem 
Oberlehrer Franz Kirchberger, den er als begabten Komponisten von 
Lambach aus kannte und schätzte. Er pflegte ihn stets „seinen Franzi" 
zu nennen, bewertete hoch das musikalische Können (als Organist von 
Perg). Für die Nachwelt von bleibender Bedeutung ist die Bekannt¬ 
schaft des großen Tondichters mit dem Perger Lederermeister und 
Schöngeist Joses Diernhoser- wir verdanken diesem Zusammentreffen die 
Entstehung des „Perger Präludiums" im Jahre 1884. Joses Diernhoser, 
ein hochgebildeter Perger Bürger und begeisterter Musikfreund, der 
besonders schön die Flöte beherrschte, besuchte mit Bruckner im 
84er-Iahre die Bayreuther Festspiele. Auf der Fahrt kamen sie zusam¬ 
men, der Meister und Wagner-Verehrer führte seine Schüler dorthin. 
Bruckner schilderte seinem Landsmann — beide waren ja Oberöster¬ 
reicher — wie er unter der Kritik Hanslicks zu leiden habe und dieser 
sein Feind sei. Auch erzählte Bruckner von seinem Zusammentreffen mit 
Richard Wagner, dem er die gedruckte erste Sinfonie übergab. Zum 
Schluß bat Herr Diernhoser den großen Meister um ein Orgelstück. 
Bruckner versprach, nach den Bayreuther Festspielen etwas zu schreiben 
und hielt sein Wort. Herr Diernhoser bekam 'das „Präludium" mit einem 
herzlichen Begleitschreiben. (Der Herausgeber dieses Heimatbuches 
erfuhr von der Tochter, Frl. Marie Diernhoser, von dem Bruckner-Brief 
und dem Präludium, gab der Linzer „Tages-Post" hievon Mitteilung, 
so wurden die Linzer Bruckner-Verehrer auf das Tonstück aufmerksam, 
das nun in der Musikwelt unter dem Namen „Perger Präludium" be¬ 
kannt ist.) Der Originalbrief befindet sich derzeit als kostbare Familien¬ 
reliquie in Privatbesitz in Linz. Er lautet: 
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